Guido Wolz vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in München über die moderne Meteorologie und die Verlässlichkeit von Prognosen.
Warum fasziniert das Wetter die Menschen so?
Es spielt wie in der Vergangenheit auch heute eine große Rolle für die Planung, zu wissen, wie das Wetter wird, sei es bei Freizeitaktivitäten oder aber auch in Berufen, die vom Wetter beeinflusst werden. Die Zeitfenster für Freizeit sind eng bemessen, da wollen die Leute wissen, ob die Sonne scheinen oder Regen, Schnee und Sturm erwartet wird.
Ist die Wettervorhersage verlässlich?
Für den Zeitraum bis vier Tagen im Voraus schon. Eine zehntägige Trendvorschau ist mit den heutigen Mitteln auch möglich. Aber es genügen geringfügige Störungen, und schon ist die Prognose eine andere.
Mit welchen modernen Mitteln wird gearbeitet?
Die gute Vorhersagequalität ist eng gekoppelt an die moderne Computertechnik in der Meteorologie. Die Großrechner verarbeiten enorme Mengen an Daten.
Welche Daten?
Daten von automatischen Wetterbeobachtungsstationen von Land- und Bergstationen, oder welchen auf Schiffen und driftenden Bojen im Atlantik. Auch Radiosonden, die von Gasballons getragen werden, ermitteln notwendige Wetterdaten aus der freien Atmosphäre. Weitere Daten liefern Wetterradarsysteme, die viel über Niederschlagsaktivitäten aussagen und enorm wichtige Eingangsgrößen vor allem für hochaufgelöste Kurzfristmodelle darstellen, die auch beim Deutschen Wetterdienst betrieben werden.
Nutzt die Meteorologie auch alte Bräuche?
Nein. Das Einzige, was statistisch-klimatologisch ausgewertet wird, sind sogenannte Singularitäten: Zeiträume, in denen sich bestimmte Witterungsabschnitte häufig wiederholen. Hierzu gehören zum Beispiel die Eisheiligen oder die Siebenschläferregel, die im vergangenen Jahr sogar recht gut zugetroffen hat.
Werden Sie privat nach dem Wetter gefragt?
Ja. Aber auf die Frage, wie der nächste Sommer wird, muss ich den Kopf schütteln. Langfristige Prognosen sind bei uns in Mitteleuropa sehr schwierig. Wir befinden uns klimatologisch in der Westwindzone, in der sich Hoch- und Tiefdruckgebiete rasch abwechseln. Das Wetter in Mitteleuropa ist im Mittel betrachtet ein ziemlich wechselhaftes Wetter.
Interview: Aglaja Adam