Das Ende Aller Kanzler

von Redaktion

Konrad Adenauer (CDU, 1949-1963): Das Ende der Ära des ersten Kanzlers der Bundesrepublik, der Deutschland 14 Jahre politische Stabilität verschaffte und fest im Westen verankert hatte, zeichnete sich schon früh ab. Spätestens nach dem Verlust der absoluten Mehrheit von CDU und CSU bei der Bundestagswahl 1961 schritt sein Autoritätsverlust voran. Die FDP pochte auf eine Begrenzung der Amtszeit Adenauers. Am 15. Oktober 1963 trat der „Alte von Rhöndorf“ im Alter von 87 Jahren als Kanzler zurück.

Ludwig Erhard (CDU, 1963-1966): Der gebürtige Fürther war als Begründer der sozialen Marktwirtschaft und Vater des „Wirtschaftswunders“ hochpopulär. Als Kanzler der CDU/CSU/FDP-Koalition galt er dagegen als führungsschwach. Als die FDP nach finanzpolitischen Konflikten die Koalition verließ, blieb Erhard nur der Rücktritt am 1. Dezember 1966.

Kurt Georg Kiesinger (CDU, 1966-1969): Der Schwabe war der erste Kanzler einer Großen Koalition, der die sich rasch wandelnde Gesellschaft der Bundesrepublik („68er“) eher als Vermittler regierte. Er unterschätzte jedoch die Annäherung von SPD und FDP und wurde am Wahlabend 1969 trotz guten Unionsergebnisses vom „Machtwechsel“ überrascht.

Willy Brandt (SPD, 1969-1974): Der Kanzler der sozialliberalen Koalition leitete mit Reformen („Mehr Demokratie wagen“) und der „Ostpolitik“ eine neue Ära ein. Der Friedensnobelpreisträger stolperte schließlich im Mai 1974 über den Top-Spion Günter Guillaume, den die Stasi im Kanzleramt platziert hatte.

Helmut Schmidt (SPD, 1974-1982): Nach acht Jahren Kanzlerschaft wollte Helmut Schmidt in der Sicherheitspolitik (Nato-Doppelbeschluss) ein Teil seiner SPD und in der Wirtschafts- und Finanzpolitik die FDP nicht mehr folgen. Im Oktober 1982 wurde er durch ein konstruktives Misstrauensvotum im Bundestag gestürzt.

Helmut Kohl (CDU, 1982-1998): Der „Kanzler der Einheit“ hatte zwar seinen Kronprinzen Wolfgang Schäuble schon benannt, doch 1998 zog der Pfälzer wieder in die Wahlschlacht. Der Grund: Er traute niemand anderem die Durchsetzung des Euro zu. Das gelang ihm. Aber er ging sehenden Auges in die Wahlniederlage.

Gerhard Schröder (SPD, 1998-2005): Mit dem umfassenden Reformwerk „Agenda 2010“ schuf Gerhard Schröder zwar die Basis für den wirtschaftlichen Wiederaufstieg Deutschlands, doch seine SPD drohte am massiven Widerstand gegen die Hartz-IV-Gesetze zu zerbrechen. Im Mai 2005 sah sich Schröder nach der Wahlniederlage in Nordrhein-Westfalen gezwungen, mit der Vertrauensfrage im Bundestag entweder neue Legitimität für den Kurs der rot-grünen Koalition zu erhalten oder aber bei einer Niederlage Neuwahlen herbeizuführen. Diese verlor Schröder knapp. Legendär: Schröders testosterongesteuerter Auftritt am Wahlabend in der „Berliner Runde“ von ARD und ZDF.

Alexander Weber

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