Jugendfussballer in Thailändischer Höhle eingeschlossen

Der gefährliche Weg in die Freiheit

von Redaktion

Chiang Rai – Sie stehen nebeneinander, dicht an dicht, einige von ihnen sind in Wärmedecken gehüllt. Die Kamera schwenkt im schwachen Schein von Taschenlampen von links nach rechts, der Reihe nach werden die Jungen gezeigt. Einige falten die Hände zum traditionellen Gruß. Alle blicken sie in die Kamera, stellen sich vor, sagen, dass es ihnen gut geht. Am Ende meint einer der zwölf, er sei in der Vorstellungsrunde vergessen worden – und sorgt damit für Gelächter.

Die gut einminütige Videobotschaft aus der Tham-Luang-Höhle in der Provinz Chiang Rai im Norden Thailands geht am Mittwoch um die Welt. Vor allem aber geht sie an die Eltern der zwölf jungen Fußballer, die seit Tagen vor der Höhle ausharren, in der ihre Söhne eingeschlossen sind. Es sind gute Nachrichten, die optimistisch stimmen sollen: Den Jungen geht es den Umständen entsprechend gut. Trotz der Strapazen ist das Team wohlauf.

Vor 13 Tagen hatte die Gruppe mit ihrem 25-jährigen Trainer die Höhle nach einem Training besucht. Nach Angaben der örtlichen Behörden waren sie von einer Sturzflut überrascht worden und hatten sich immer tiefer ins Innere der Höhle zurückgezogen. Erst in der Nacht zum Dienstag entdeckten britische Taucher die 11 bis 16 Jahre alten Jungen und ihren Trainer schließlich mehr als drei Kilometer vom Höhleneingang entfernt.

Wann die Jugendlichen die Höhle verlassen können, ist noch offen. Das größte Problem: das Wasser. Viele Kammern der Höhle sind nach wie vor überflutet, wiederkehrender Monsunregen erschwert das Abpumpen. Derzeit ließen die Bedingungen keine Bergung zu, heißt es. „Wir müssen zu hundert Prozent sicher sein, dass es kein Risiko für die Jungen gibt, bevor wir evakuieren“, sagte der Gouverneur der Provinz Chiang Rai und Leiter der Rettungsmission, Narongsak Osottanakorn. „Wir werden auf sie Acht geben, als wären es unsere eigenen Kinder.“

Zur Rettung der Fußballmannschaft gibt es drei Möglichkeiten: Sie könnten die Höhle zum einen durch einen Gang verlassen, der noch gefunden oder in die Felsen gebohrt werden müsste. Das Team könnte zum anderen die Monsun-Zeit abwarten, um nach Monaten durch trockene Höhlengänge endlich ins Freie zu gelangen. Oder sie könnten hinaus tauchen.

Letzteres birgt einige Risiken, zumal keiner der Jungen tauchen und einige nicht einmal schwimmen können. Sie müssten praktisch blind durch schlammiges Wasser und extrem enge Stellen tauchen. „Sie üben, die Masken aufzusetzen und unter Wasser zu atmen“, bestätigt Osotthanakorn. Der Wasserstand sei aber noch zu hoch. Experten meinen, die Tauchstrecken dürfen nicht zu lang sein – selbst mit professioneller Hilfe sei so ein Tauchgang riskant.

Obwohl die Jugendmannschaft noch nicht gerettet ist, ist die Regierung schon einen Schritt weiter: Die Höhle könnte zur Touristenattraktion werden. „Jetzt, wo die Kinder gefunden sind, können wir etwas entspannen und andere Pläne in Betracht ziehen“, meinte Gouverneur Osottanakorn. Zuvor hatte die Chefin der örtlichen Tourismusbehörde gesagt, der Unglücksort sei durch die Rettungsaktion für in- und ausländische Besucher interessant geworden.

Für die Jugendlichen sind diese Pläne wohl unbedeutend – sie sehnen die Rettung herbei. Auf Pheeraphat Sompiengjai wartet seit dem Abend seines Verschwindens zu Hause sein Geburtstagskuchen, erzählt seine Schwester Phunphatsa. Zur Feier seines 16. Geburtstags war das Fußballteam am 23. Juni mit einigen Leckereien in die Höhle gegangen – die Snacks sicherten letztlich ihr Überleben. Kathrin Brack mit Material der dpa

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