Abnehmen am besten bei abnehmendem Mond

von Redaktion

Marianne Stadler glaubt an die Kraft des Mondes – Auf Kräuterwanderungen im Landkreis Miesbach gibt sie ihr Wissen weiter

Rottach-Egern – Mit einem Stoß vollgeschriebener Karteikarten in der Hand steht Marianne Stadler, 50, inmitten hoher Gräser und Wildblumen. „Welche Mondphase haben wir gerade: Nimmt der Mond zu oder ab?“, fragt sie das kleine Grüppchen, das sie an diesem Tag auf ihrer Führung begleitet. Als niemand die Antwort kennt, löst sie selbst auf: „Der Mond ist in der Nacht nicht zu sehen – es ist also Neumond.“

Dass die Teilnehmer der Kräuterwanderungen, die Stadler für die Tourist-Information in Rottach-Egern im Landkreis Miesbach anbietet, nur selten über den Zyklus des Mondes Bescheid wissen, ist sie gewohnt. Umso mehr freut es sie, ihre Begleiter über dessen Kraft aufzuklären.

„Ich komme von einem großen Bauernhof aus der Gegend hier. Dort haben wir immer mit altem Wissen gearbeitet“, sagt sie. Gerade in der Land- und Forstwirtschaft würde es sich lohnen, im Einklang mit dem Mond zu arbeiten. „Bei Neumond ist es gut, kranke Bäume und Sträucher zurückzuschneiden. Sie erholen sich dann viel schneller.“

Doch nicht nur damals auf dem Hof ihrer Eltern war der Mondkalender ein wichtiger Begleiter. Auch heute noch lebt die Hauswirtschaftsmeisterin nach seinen Regeln. Fensterputzen und zum Zahnarzt gehen nur bei abnehmenden Mond, Haareschneiden am besten, „wenn der Löwe im zunehmenden Mond ist“. Steht der Mond im Sternzeichen Jungfrau, darf keine Marmelade eingekocht werden – „sonst schimmelt’s“.

Marianne Stadler ist eine resolute Frau, die sich nicht von anderen Meinungen verunsichern lässt. „Das können Sie glauben oder nicht“, sagt sie auch an diesem Tag immer wieder zu den Teilnehmern. „Man kann ja einfach einmal Kleinigkeiten ausprobieren. Was hat man denn zu verlieren?“, meint sie. Die Fingernägel nach Vorschlag des Mondkalenders nur Freitags nach Sonnenuntergang zu schneiden, sei schließlich nicht so ein riesiger Aufwand.

„Der Mond bestimmt den Rhythmus der Gezeiten, beeinflusst Fruchtbarkeitszyklen und das Wachstum der Pflanzen. Aber die Menschen achten einfach nicht mehr darauf“, sagt sie. Sich wieder am Zyklus des Mondes zu orientieren, sei ein Schritt zurück in die richtige Richtung.

Große Strecken werden bei ihren Führungen nicht zurückgelegt. „Ich nenne sie ,Stehwanderungen‘. Die meiste Zeit schauen wir uns die Natur aus der Nähe an“, erklärt sie. Auch an diesem Tag läuft die Hauswirtschaftsmeisterin nur ein Stück an der Weißach entlang. Dabei zeigt sie Spitz- und Breitwegerich, Rossminze und Pestwurz. Die Teilnehmer sollen innehalten – und die Kräuter fühlen, riechen und schmecken.

Immer wieder kommt Stadler auf den Mond zurück: Wie er die Pflanzen beeinflusst und sich auch auf das Wohlbefinden der Menschen auswirkt. „Heutzutage sind alle furchtbar stressgeplagt. Warum haben so viele Leute ein Burn-Out? Wer den ganzen Tag in den Computer reinschaut und nicht mehr im Einklang mit der Natur lebt, wird krank“, sagt sie. Obwohl der Mond für sie schon seit ihrer Kindheit auf dem Bauernhof große Bedeutung hat, blickt sie der kommenden Mondfinsternis gleichgültig entgegen: „Was für mich wichtig ist, sind die Mondphasen, die regelmäßig wiederkehren.“

Während der Wanderung wirft Stadler nur selten einen Blick in ihre Notizen. Trotzdem behält sie die sorgfältig beschrifteten Karteikarten fast die ganze Führung über in der Hand. „Jede Wanderung ist eine ganz individuelle Reise“, sagt sie, „ich richte sie speziell nach den Teilnehmern aus.“

Wie auch bei diesem Mal wird sie immer wieder gebeten, von den besonderen Kräften des Mondes zu erzählen: Was bedeutet es, wenn der Mond in einem bestimmten Tierkreiszeichen steht – und wann ist laut Mondkalender der beste Zeitpunkt, um mit einer Diät zu beginnen? Überraschend ist das Interesse für Stadler nicht: Der Mond und das Mystische, das habe die Menschen schließlich schon immer fasziniert. Der beste Zeitpunkt für eine Diät ist übrigens bei abnehmendem Mond. „Dort fastet es sich leichter“, sagt Marianne Stadler. Marion neumann

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