München – Krater mit scharfen Rändern, riesige dunkel gefärbte Flächen und auffällige, helle Strahlen: Wer das erste Mal durch ein Teleskop auf den Mond schaut, vergisst den Anblick meist nicht so schnell. „Und irgendwann steht man dann im Laden und kauft das erste eigene Teleskop“, sagt Marco Sproviero, 45, Vorsitzender der Beobachtergruppe der Sternwarte des Deutschen Museums. Als Amateur-Astronom ist er schon lange im Bann des Mondes – und weiß, was die „Jahrhundert-Finsternis“ so sehenswert macht.
Was ist so besonders an dieser Mondfinsternis?
An sich ist eine Mondfinsternis keine Seltenheit. Etwa zweimal jährlich bewegen sich die Himmelskörper so, dass sich der Erdtrabant verdunkelt. Ungewöhnlich ist dieses Mal, dass die Phase der totalen Bedeckung besonders lang ist. Sie dauert eine Stunde und 43 Minuten. „Tatsächlich ist das die Finsternis mit der längsten totalen Phase in diesem Jahrhundert – daher kommt auch die Bezeichnung ,Jahrhundert-Finsternis’“, erklärt Sproviero. Zudem ist die Finsternis von Mitteleuropa aus gut sichtbar und findet am Freitagabend zu einer beobachterfreundlichen Zeit statt.
Was passiert bei einer Mondfinsternis?
Eine Mondfinsternis kann nur bei Vollmond stattfinden. Bei einer totalen Finsternis wird der Mond vollständig vom Kernschatten der Erde verdeckt (siehe Grafik). Sproviero erklärt den Vorgang folgendermaßen: „Der Mond wandert durch den Schatten der Erde. Die Sonne, die Erde und der Mond liegen zum Zeitpunkt der Finsternis auf einer Linie. Die Erde wird von hinten von der Sonne angestrahlt und wirft einen kegelförmigen Schatten in das Weltall. Genau durch diesen Schatten läuft der Mond bei seinem Umlauf durch die Erde durch.“ Bei einer partiellen Finsternis erreicht den Mond noch etwas direktes Sonnenlicht.
Was ist am Himmel zu sehen?
Das langsame „Verschwinden“ der Mondscheibe im Kernschatten der Erde. Ist der Mond komplett in den Erdschatten eingetaucht, verfärbt er sich rot: Dieses Phänomen wird oft als „Blutmond“ bezeichnet. Fachleute wie Spoviero ziehen allerdings den Begriff „Kupfermond“ vor. Die Farbe entsteht durch das Sonnenlicht, das durch die Erdatmosphäre hindurch auf den Mond fällt. Das rote Licht wird bei einer totalen Mondfinsternis am stärksten gebrochen, wohingegen der blaue Anteil des Sonnenlichts bereits in der Erdatmosphäre gebrochen und gestreut wird. „Hätte unsere Erde keine Atmosphäre, wäre der Mond bei einer Finsternis überhaupt nicht zu sehen“, erklärt Sproviero. Als besonders hell leuchtender „Stern“ ist nach Beginn der Mondfinsternis der Mars zu erkennen. Auch Jupiter wird gut sichtbar sein.
Ist die Mondfinsternis nur für Astronomen interessant?
Für professionelle Sternengucker hat das Ereignis eine besondere Bedeutung. „Das ist ein wundervolles Beobachtungserlebnis: Man kann sehen, wie die Himmelsmechanik funktioniert. Außerdem zeigt sich, dass die Vorhersagen stimmen“, sagt Sproviero. Doch auch Laien sollten sich die Finsternis nicht entgehen lassen: „Generell ist das ein faszinierendes Ereignis, zu beobachten, wie der Mond immer dunkler wird und schließlich die rote Färbung annimmt. Außerdem lassen sich dabei auch tolle Fotos machen“, meint er.
Wann beginnt die Finsternis?
In München wird der Mond um 20.48 Uhr aufgehen – noch vor Sonnenuntergang um 20.57 Uhr. Richtig spannend wird es ab 21.30 Uhr: Dann beginnt die totale Phase der Mondfinsternis. Ihr Maximum erreicht die Totalität um 22.23 Uhr.
Wie gelingen Fotos vom „Blutmond“?
Fotografen brauchen drei Dinge: eine System- oder Spiegelreflexkamera mit Teleobjektiv, ein Stativ und den richtigen Standort. Das Teleobjektiv ist nötig, damit der Mond schön groß erscheint. Damit nichts verwackelt, nimmt man entweder ein Stativ oder eine feste Unterlage für die Kamera. Wichtig ist, die Empfindlichkeit der Kamera nicht zu hoch zu stellen, sonst verrauschen die Bilder leicht.
Braucht man für die Beobachtung ein Teleskop?
Die Mondfinsternis ist mit bloßem Auge gut zu erkennen. Auch ohne Teleskop lässt sich die Färbung des Mondes beobachten. „Mit einem Teleskop ist natürlich alles besonders gut zu sehen, das ist noch einmal ein ganz anderes Erlebnis. Aber auch ein Fernglas oder ein Opernglas, das man vielleicht Zuhause liegen hat, erleichtern die Beobachtung“, sagt Sproviero.
Wo lässt sich die Mondfinsternis am besten beobachten?
Wer das Spektakel durch ein Teleskop beobachten möchte, kann dies in verschiedenen Observatorien tun. In Oberbayern haben zahlreiche Sternwarten ab dem frühen Abend geöffnet, in München sind zudem mehrere Veranstaltungen rund um die Mondfinsternis geplant (siehe Kasten). „Ich glaube nicht, dass es auch nur eine einzige kleine Sternwarte gibt, die sich dieses Ereignis entgehen lässt“, meint Sproviero. Abseits der Observatorien sollten sich Beobachter einen Platz im Freien suchen, bei dem man beim Mondaufgang sehr gute Sicht in Richtung Südosten und freien Blick zum Horizont hat.
Ist die Finsternis bei jedem Wetter zu sehen?
Bildet sich eine dickere Wolkenschicht oder ein Gewitter über dem bayerischen Nachthimmel, wird es schwierig. „Wenn man gar keinen blauen Himmel mehr sieht, wird es nichts werden“, sagt Sproviero. Er zeigt sich allerdings sehr zuversichtlich: „Die Wettervorhersage ist gut. Wir gehen davon aus, dass wir etwas sehen.“