Kiefersfelden leidet seit Jahren unter den Grenzkontrollen. Bürgermeister Hajo Gruber (Unabhängige Wählergemeinschaft) berichtet, wie sie den Alltag verändert haben.
Wie haben die Grenzkontrollen das Leben in Kiefersfelden verändert?
Die Auswirkungen der Kontrollen beeinflussen unseren Alltag aufs Negativste. Sobald es einen Rückstau gibt, fahren viele von der Autobahn runter und durch Kiefersfelden. Wir haben hier teilweise stehenden Verkehr – vor allem an Skiwochenenden oder jetzt zu Ferienbeginn. Das beeinträchtigt den Handel, die Gastronomie – und vor allem das Leben im Ort.
Wie gelassen gehen die Bürger damit um?
Überhaupt nicht gelassen. Ich höre regelmäßig Beschwerden. Dieses Problem ist bei uns ständig Thema.
Was muss passieren, damit Ihre Gemeinde entlastet wird?
Wenn es nicht ohne Grenzkontrollen geht, dann muss die Autobahn auch so ausgebaut werden, wie sie vor dem Schengenabkommen war. Damals wurde auf mehr Spuren kontrolliert, Rückstau gab es seltener.
Haben die Kontrollen das Verhältnis mit den Nachbargemeinden in Österreich verändert?
Ja, haben sie. Wir sind mit unseren Tiroler Nachbarn eng zusammengewachsen, seit 1996 Schengen in Kraft trat. Ein Beispiel: Meine Kinder sind in Kufstein aufs Gymnasium gegangen. Ich musste früher die 30 Kilometer bis nach Rosenheim in die Schule fahren. Die Grenzkontrollen reißen uns wieder auseinander. Obwohl wir ja im selben Boot sitzen. Unsere Nachbarn haben dieselben Probleme. Wir versuchen gemeinsam, gegen die Grenzkontrollen vorzugehen. Aber die Entscheidung darüber treffen leider nicht die Kommunen.
Haben Sie gar kein Verständnis für Kontrollen?
Ich verstehe, dass der Staat nicht ohne Sicherheit funktioniert. Und dass es bei den Kontrollen wohl auch um ein höheres Sicherheitsgefühl der Bürger geht. Aber ich frage mich, ob das nicht nur reine Symbolpolitik ist. Jeder Schleuser weiß doch schließlich, dass die Autobahnen kontrolliert werden. Ich hoffe wirklich, dass Schengen irgendwann wieder gelebt wird. Die Flüchtlingszahlen sind doch inzwischen so gering – diese wenigen Aufgriffe dürfen für die Gemeinden in der Grenzregion nicht zu so einer großen Belastung werden. Wir hoffen, dass sich bald die Vernunft durchsetzt und die Kontrollen an die Außengrenzen des Schengenraums verlegt werden.
Interview: Katrin Woitsch