6 Fragen aN

„Nach dem ersten Tor gab es Bier“

von Redaktion

Fabio Wagner ist Mitarbeiter am sportwissenschaftlichen Institut der Uni Mainz. Und nicht nur beruflich beschäftigt er sich mit Fußball – der 29-Jährige ist Präsident eines mit Freunden gegründeten Vereins.

Herr Wagner, wie wichtig ist Fußball beim Thema Integration?

Klar, Fußball spielt da eine wichtige Rolle. Es ist der absolute Nationalsport hier in Deutschland, wir haben über sechs Millionen Mitglieder in Fußballvereinen. Besonders Kinder und Jugendliche, viele davon mit ausländischen Wurzeln.

Früher nannte man Fußball „Kitt der Gesellschaft“. Würden Sie heute noch so weit gehen?

Nicht unbedingt. Die Gesellschaft ist vielfältiger geworden. Es gibt viel mehr Angebote als früher, wo Fußball oft die einzige verfügbare Freizeitbeschäftigung war.

Wie sehen Sie die große Debatte um Mesut Özil, sein Foto mit Erdogan und den Rücktritt?

Ein extrem vielschichtiges Thema, schwierig zu bewerten. Ob aber der Fall eines millionenschweren Starspielers als Blaupause für die Integration bei einem kleinen deutschen Dorfverein taugt? Da habe ich meine Zweifel.

Sie haben mit Freunden vor einigen Jahren einen Verein gegründet, den FC Suebia Rottweil in Baden-Württemberg. Wie haben Sie dort mit dem Thema Integration zu tun?

Wir beschäftigen uns damit seit 2015. Damals ist in Rottweil eine Fußballmannschaft mit Flüchtlingen entstanden. Gegen uns haben sie ihre erste Partie gespielt, wir haben dann auch gemeinsam Hallenturniere organisiert. Und zwei nigerianische Spieler aus dieser Mannschaft spielen mittlerweile bei uns im Verbandsfußball.

Schöne Geschichte.

Ja. Gleichzeitig ist das manchmal auch harte Arbeit, weil es ein weiter Weg ist, geflüchtete Menschen zu integrieren. Wir können einen sozialen Anknüpfungspunkt bieten. Aber ob jemand kulturell oder beruflich ankommt, das kann ein Fußballverein alleine nicht beeinflussen.

Was meinen Sie genau?

Kurz gesagt: Wenn man ständig Sorgen hat, ob man bleiben darf oder bald abgeschoben wird, hat man oft andere Dinge als Fußball im Kopf. Das hemmt einen. Und dadurch leidet dann wiederum die Gemeinschaft. Aber klar: Das erste Tor für uns, das war toll. Danach gab’s viele Biere im Sportheim.

Interview: Maximilian Heim

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