München – Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie: Während sich die Politik um Ideen bemüht, wie man ausländische Pflegekräfte ins Land holen kann, hat die Wissenschaft festgestellt, dass es deutsche Pflegekräfte vermehrt ins Ausland zieht. Schweden, die Niederlande und die Schweiz gelten als Wunschziele deutscher Pflegekräfte. Doch sind die Bedingungen dort besser?
Eine Gruppe von Forschern der TU Berlin hat sich des Themas angenommen. Anhand der Ergebnisse der internationalen Pflegestudie „Nurse Forecasting: Human Resources Planning in Nursing“, die sich mit der Personalplanung in der Pflege befasst, untersuchten Britta Zander-Jentsch und ihre Kollegen, ob die Situation in beliebten Zielländern tatsächlich besser ist als in Deutschland.
Dafür wurden Pfleger aus Deutschland, Großbritannien, Schweden, Norwegen, der Schweiz und den Niederlanden zu verschiedenen Aspekten ihrer Arbeit befragt und die Ergebnisse verglichen. Die Untersuchung dreht sich um Kernfragen wie „Für wie viele Patienten bin ich zuständig?“. Während deutsche Pflegekräfte durchschnittlich zehn Menschen versorgen, sind es in den Niederlanden fünf, in Norwegen sogar nur vier. Einzig in Großbritannien ist die Belastung ähnlich hoch (acht) Bei der subjektiven Gehalts-Zufriedenheit liegen Norwegen und Schweden dagegen auf den letzten Plätzen: Nur 22 beziehungsweise 20 Prozent bezeichnen die Bezahlung als ausreichend. Zum Vergleich: In Deutschland sind 34 Prozent zufrieden. Das reicht aber nicht an die Schweiz heran, wo sich 66 Prozent der Pfleger als zufrieden bezeichnen.
Ebenfalls abgefragt: die Bereiche „Anerkennung“ und „Überforderung“. Spannend für umzugswillige Fachkräfte ist die Frage, wie zufriedenstellend das Arbeitsumfeld in den unterschiedlichen Ländern eingeschätzt wird. Unter den befragten Deutschen sind 48 Prozent zufrieden, ähnlich niedrig bewerten die Briten (44 Prozent) und Schweden (43) ihren Betrieb. In den Niederlanden sind dagegen 56 Prozent zufrieden, in Norwegen 70.
Britta Zander-Jentsch und ihre Kollegen kommen zu dem Ergebnis, dass in einigen potenziellen Zielländern das Personal die Situation zum Teil als deutlich besser einschätzt, als es die Deutschen tun. „Andererseits lassen sich nicht in allen Wunsch-Auswanderungsländern Hoffnungen und Erwartungen an bessere Bedingungen erfüllen.“ Die Ergebnisse sind unter pflege-wandert-aus.de übersichtlich aufbereitet. Kathrin Brack