Sven Plöger ist Meteorologe und moderiert seit 1999 für die ARD das „Wetter im Ersten“. Mit der Organisation „Brot für die Welt“ besuchte er die Südsee.
Herr Plöger, Sie haben die Fidschi-Inseln und Tuvalu besucht. Was haben Sie in der Südsee gesehen und gehört?
Wir haben viele Häuser gesehen, die bei Starkregen oder Sturmfluten regelmäßig überflutet werden oder sogar dauerhaft unter Wasser stehen. Wir haben mit Eltern gesprochen, die sich große Sorgen machen, dass schon bald ganze Atolle verschwinden könnten und ihre Kinder nicht mehr auf Tuvalu leben können. Wir haben auch ein kleines Nebenatoll besucht, auf dem nur wenige Familien leben. Weiße Sandstrände, Mangroven und ein dichter Palmenhain – es war paradiesisch. Aber dieses Paradies ist akut bedroht. Der Anstieg des Meeresspiegels ist dort kein abstraktes Phänomen, sondern mit bloßem Auge festzustellen.
Sind die Bewohner Tuvalus sich der Gefahren des Klimawandels bewusst?
Ja, scheinbar alle Menschen – unabhängig von Alter und Bildungsstand – wissen, dass es den Klimawandel gibt. Sie wissen auch, dass es wichtig ist, ihn einzudämmen und Anpassungsmaßnahmen zu ergreifen. Deshalb bauen sie an ihren Küsten Schutzwälle und sichern neu gewonnenes Land mit riesigen Sandsäcken.
Stehen wir in der Pflicht, sie zu unterstützen?
Ja, denn Tuvalu hat nur rund 11 000 Einwohner, die nur einen verschwindend geringen Pro-Kopf- Ausstoß an Treibhausgasen haben. Sie haben also praktisch gar keinen Anteil am menschengemachten Klimawandel. Trotzdem gehören sie zu den Menschen, die am frühesten und am heftigsten unter den Folgen leiden. Das ist einfach nicht fair. Darum stehen wir – die Industrieländer, die für einen Großteil des Klimawandels verantwortlich sind – auch in der Verantwortung, arme und kleine Staaten wie Tuvalu zu unterstützen.
Ist unsere Welt noch zu retten?
Ja! Aber nur, wenn wir nicht so weitermachen wie bisher. Derzeit leben etwa 7,5 Milliarden Menschen auf der Erde. Der Planet verkraftet auf Dauer aber nur zwei Milliarden Menschen, die so hohe Emissionen haben, wie wir sie derzeit pro Kopf in den Industrieländern produzieren. Wir müssen unseren CO2-Ausstoß also schnellstmöglich reduzieren. Als Rheinländer bin ich Optimist und glaube, dass wir das schaffen können.
Interview: Philipp Hedemann