Matthias Wenz ist stellvertretender Leiter des Referats „Auswertung von Sexualdelikten zum Nachteil von Kindern und Jugendlichen“ beim Bundeskriminalamt (BKA). Er war Chef-Ermittler im Fall „Elysium“.
Kann man den Kampf gegen Kinderpornografie im Internet gewinnen?
Kinderpornographische Plattformen sind mittlerweile fast vollständig in nicht öffentlich zugängliche Bereiche des Internets, ins sogenannte Darknet, abgewandert. Dort fühlen viele der Täter sich relativ sicher. Aber das sind sie nicht. Wir sind heute personell und technisch deutlich besser aufgestellt als noch vor wenigen Jahren. Das zeigen auch unsere großen Ermittlungserfolge, unter anderem der Schlag gegen das Pädophilen-Netzwerk Elysium im vergangenen Jahr.
Das FBI und andere ausländische Strafverfolgungsbehörden haben bei verdeckten Ermittlungen mehr Befugnisse als das BKA. Ist Deutschland ein sicheres Land für Pädophile im Internet?
Nein! Zwar dürfen einige unserer ausländischen Partner bei ihren verdeckten Ermittlungen selbst kinderpornografisches Material hochladen, um das Vertrauen der Täter zu gewinnen. Das ist in Deutschland nicht erlaubt, und dafür gibt es auch gute Gründe. Manchmal kommen wir deshalb bei unseren Ermittlungen tatsächlich nicht weiter. Ob die Befugnisse der Ermittler erweitert werden sollen, ist jedoch eine Frage, die die Politik beantworten muss, nicht wir. Aber auch mit unseren derzeitigen Möglichkeiten können wir sehr effektiv gegen Pädophile im Internet vorgehen.
Die Philippinen sind ein Hotspot für die sexuelle Ausbeutung von Minderjährigen im Internet. Sind auch deutsche Kinder und Jugendliche gefährdet?
Ja, das zeigen unsere Ermittlungserfolge in Deutschland, auch wenn die kommerzielle sexuelle Ausbeutung von Kindern und Jugendlichen im Internet hier zum Glück nur sehr selten passiert. Dennoch sollten Eltern darauf achten, wie ihre Kinder Smartphones und Computern nutzen. Auch wenn die meisten Eltern es sich nicht vorstellen können: Es gibt viele Jugendliche, die Nacktbilder von sich verschicken und dafür beispielsweise mit Amazon-Gutscheinen bezahlt werden. Sie sind sich nicht bewusst, welche Gefahren sich daraus für sie ergeben und wie erpressbar sie werden, wenn der Empfänger droht, die Aufnahmen zu veröffentlichen.
Interview: Philipp Hedemann