Brauchtum in Bayern hat oft auch mit dem lieben Vieh zu tun – Pferde, Ochsen und Hähne gehören zu den Hauptdarstellen, wenn im Freistatt Tradition zelebriert wird. Ein oberbayerischer Überblick:
Alle vier Jahre schwingen sie in Münsing die Hufe: Dann treten in der Gemeinde im Kreis Bad Tölz-Wolfratshausen die besten Ochsen der Region gegeneinander an. Seit 1996 richtet der Münsinger Ochserer-Verein die mehrtägige Veranstaltung aus, beim letzten Mal gingen 19 Jockeys und ihre Ochsen an den Start. Tierschützer protestierten vor dem Festzelt und forderten die Besucher auf, keine Eintrittskarten zu kaufen, was sie nicht abhielt – das Rote Kreuz schätzte die Besucherzahl später zwischen 15 000 und 20 000. Wenn sich die Jockeys 2020 das nächste Mal auf ihre Ochsen schwingen, wird es die siebte Auflage des Rennens sein.
Jedes Jahr im November ziehen prachtvolle Rösser durch die Altstadt von Bad Tölz: Die Leonhardifahrt, eine Pferdewallfahrt zu Ehren des Schutzheiligen Leonhard von Limoges, zieht tausende Besucher an. Frühmorgens versammeln sich die Teilnehmer mit ihren Tafel- und Truhenwägen im Tölzer Bäderviertel, von dort aus ziehen die Vierergespanne auf den Kalvarienberg. Auf dem Gipfel, an der Leonhardikapelle, werden Ross und Reiter gesegnet. Dann zieht der Tross weiter Richtung Marktstraße und von dort zur Mühlfeldkirche, wo die Teilnehmer den letzten Segen erhalten. Der Wallfahrt schließt sich eine große Feier an, die in der Regel den ganzen Tag dauert.
Der Almabtrieb am Königssee ist eine echte Schau und ein großer logistischer Aufwand: Per Boot bringen die Landwirte ihr Vieh über den See von der Alm. Denn die Salletalm am Südufer und die Fischunkelalm am Süd-Ostufer des Obersees sind auf dem Landweg nur schwer zu erreichen. Und weil der einfachste Weg über den Königssee führt, steigen die Kühe kurzerhand auf Transportschiffe, die Landauer. Früher wurde übrigens noch gerudert – inzwischen sind die Boote motorisiert.
Kathrin Brack