Washington – Allen Weisselberg dient Donald Trump seit Jahrzehnten als Finanzchef für dessen Firmen-Imperium. Der 71-Jährige prüft Rechnungen, sichert Finanzierungen, führt Überweisungen aus und schreibt Schecks. Nun haben sich die Ermittler im Strafverfahren gegen Trumps früheren Anwalt Michael Cohen, der in dieser Woche Schweigegeldzahlungen im Auftrag Trumps an zwei Frauen während des Wahlkampfs 2016 gestanden hatte, offenbar die Kooperation Weisselbergs gesichert. Das „Wall Streeet Journal“ berichtet, Weisselberg sei von den Staatsanwälten Immunität zugesagt worden. Das bedeutet: Er kann damit belastende Aussagen für sich selbst und auch den US-Präsidenten treffen, ohne dafür strafrechtlich belangt zu werden.
Weisselberg gilt als Schlüsselfigur im Blick auf die Finanzen von Trumps Firmenkonsortium. Er fing in den 1970er-Jahren bei der Organisation an, als Trumps Vater Fred das Unternehmen führte. Inzwischen ist er einer der Treuhänder, denen Trump die Geschäfte übertragen hat, als er sie nach seiner Wahl zum Präsidenten abgegeben hatte. Beobachter gehen davon aus, dass er umfangreiches Wissen über Trumps Geschäfte hat.
Die Ermittler nutzen damit das Verfahren gegen Cohen, um erstmals ganz tief ins Herz des Firmenkonglomerats von Trump vorzustoßen. Dies erhöht den Druck auf den Präsidenten enorm, der zuletzt eine Verwicklung in die Schweigegeldzahlungen zur Wahlbeeinflussung bestritten und behauptet hat, er habe erst „später“ von diesen erfahren. Die Zahlungen würden nach Ansicht der am Cohen-Verfahren beteiligten Ankläger einen Verstoß gegen das Parteispenden-Gesetz bedeuten – eine Interpretation, die Trump allerdings in dieser Woche abgelehnt hat.
Die jüngste Entwicklung ist aber auch über die Frage von Schweigegeldzahlungen und Trumps mögliche Mitwisserschaft hinaus relevant. Denn die Ermittler können nun Weisselberg fragen, ob er von weiteren Unregelmäßigkeiten oder ungesetzlichen Handlungen in den Trump-Unternehmen Kenntnis hat. Würde Weisselberg trotz seiner Immunität lügen und dies später auffliegen, würde Trumps Finanzchef eine langjährige Haftstrafe wegen Falschaussage riskieren.
Diese Konstellation macht deutlich, wie wichtig und möglicherweise schädlich die Weisselberg-Kooperation für den Präsidenten sein kann. Weisselberg hatte im Januar letzten Jahres monatliche Zahlungen in Höhe von 35 000 US-Dollar an Cohen arrangiert, mit der dieser für die von ihm verauslagte Schweigegeldzahlung von 130 000 US-Dollar an den Pornostar Stormy Daniels entschädigt werden sollte. Ob Weisselberg wusste, was der Zweck der monatlichen Zahlungen an Cohen war, ist noch unklar.
Unklar ist aber, was Weisselberg den Ermittlern gesagt hat, und ob er Trump wirklich gefährlich werden könnte. Die Berichte deuten nicht darauf hin, dass seine Zusammenarbeit mit den Ermittlern über den Fall Cohen hinausgeht. Die „New York Times“ schrieb, die Immunitätsvereinbarung sei in ihrem Umfang begrenzt und schütze den Finanzchef davor, sich selbst zu belasten, wenn er den Ermittlern Informationen über Cohen gebe. Es handele sich nicht um einen pauschalen Immunitätsdeal, der über die Informationen hinausgehe, die er teile, zitierte die Zeitung eine mit der Sache vertraute Person. Weisselberg behält demnach auch seinen Posten in der Trump-Organisation.
Eine weitere Hiobsbotschaft hatte den Präsidenten ebenfalls in dieser Woche erreicht. Sein enger Freund David Pecker, der einen Medienkonzern mit Boulevard-Zeitschriften leitet, erhielt von den Ermittlern ebenfalls Immunität. Peckers Magazin „National Enquirer“ hatte im August 2016 die Rechte an der Story des früheren Playboy-Models Karen McDougal erworben, die von einer Affäre mit Trump spricht. Die Geschichte wurde dann wie geplant nie veröffentlicht. Pecker soll im Gegenzug für Straffreiheit ausgesagt haben, wie Cohen die Zahlung für diesen „Deal“ arrangierte und wann Trump davon gewußt hat. US-Medien berichteten zudem, bei Peckers Unternehmen befinde sich ein Tresor, in dem zahlreiche Negativ-Geschichten über Trump lägen, deren Rechte aufgekauft worden sein sollen, um auf diesem Weg eine Veröffentlichung zu verhindern.
Auch wenn noch unklar ist, ob die Zusammenarbeit Weisselbergs und Peckers mit den Ermittlern für Trump ernsthafte Konsequenzen hat, ist der Fall für den Präsidenten dennoch unangenehm. Trump hat stets deutlich gemacht, dass ihm Loyalität sehr wichtig ist. Dass nun gleich mehrere langjährige Vertraute mit den Ermittlern Vereinbarungen eingegangen sind, ist für ihn also allein schon aus Imagegründen ärgerlich. fd/dpa
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