Matina Sasse arbeitet in der Beratungsstelle „Liebe, Lust und Frust“ der Lebenshilfe Berlin und betreut die Partnervermittlung „Traumpaar“ für Menschen mit Beeinträchtigungen.
Frau Sasse, unterscheiden Sie bei der Beratung zwischen Menschen mit körperlichen und geistigen Behinderungen?
Es ist nicht wichtig, wie oder wie sehr jemand beeinträchtigt ist – für mich steht der Mensch im Mittelpunkt, der offensichtlich einen Bedarf hat. Und den höre ich mir an. Wenn ich merke, dass ich nicht verstanden werde, muss ich meine Worte und Methoden entsprechend anders wählen.
Wie funktioniert Ihre Partnervermittlung?
Menschen, die in die Kartei aufgenommen werden wollen, melden sich bei mir. Nach einem Treffen hier in den Räumen der Lebenshilfe füllen wir einen Fragebogen aus und machen ein Foto. In die Datenbank hat niemand außer Einsicht. Das ist nicht so ein Portal, wo man sich die Damen und Herren anschauen kann. Ich suche mithilfe des Computers einen passenden Partner oder eine Partnerin und arrangiere ein Treffen in der Beratungsstelle. Wenn sich beide gut verstehen, gibt es ein Treffen außerhalb der Lebenshilfe. Es ist schwer zu vermitteln, denn ich habe 80 Prozent Männer und 20 Prozent Frauen in der Kartei.
Wie ist Ihre Erfolgsquote?
Es gibt Paare – und das freut mich sehr –, die schon sehr lange zusammen sind. Manche schicken Fotos oder schreiben mir, dass sie immer noch sehr glücklich sind. Es gibt natürlich auch Menschen, die ich noch nicht vermitteln konnte. Menschen mit einer Sinnesbeeinträchtigung werden „nicht so gern genommen“. Menschen, denen man die Behinderung ansieht, ebenfalls nicht.
Über Sexualbegleiterinnen wird gesagt, was sie tun, sei Prostitution…
Ich kenne die Diskussion. Sexualbegleiterinnen sind Frauen, die eine entsprechende Ausbildung gemacht haben und sich mit Menschen mit Beeinträchtigungen auskennen. Sie gehen ganz anders auf deren Bedürfnisse ein.
Wie begegnet man dem Vorwurf, dass Sexualbegleitung Missbrauch ist?
Es geht dabei ja nicht um Zwangsbeglückung. Wenn ein Mensch klar sagt, er möchte das kennenlernen, wird der Kontakt hergestellt. Wenn jemand diesen Wunsch nicht artikulieren kann und es nicht eindeutig ist, dann wird es natürlich auch nicht gemacht.
Interview: Kathrin Brack