Abensberg – Der Mann in der ersten Reihe lacht laut. Er dreht sich um, klopft seinem Nachbarn auf die Schulter, wie man es halt so macht, wenn man einen Witz sehr lustig findet. Dann blickt er wieder zur Bühne – und damit zu Jörg Meuthen, der gerade so einen typischen Jörg-Meuthen-Satz abgefeuert hat: „Der Heißluft-Horst ist Frauchen Muttis Abnickdackel.“
Es ist schnell zu erkennen, auf wen Meuthen, der Bundessprecher der AfD, es an diesem Gillamoos-Montag im niederbayerischen Abensberg abgesehen hat. An den fiesen Merkel-Sprüchen mangelt es wie immer nicht, vor allem aber knöpft er sich die CSU vor. Meuthen weiß natürlich, mit wem er es zu tun hat. Er spricht zu Menschen, die vor fünf Jahren vielleicht noch die Christsozialen gewählt haben, in diesem Oktober aber – glaubt man denn den Umfragen – bereit scheinen, sich neu zu entscheiden.
Darauf stürzt sich Meuthen. Die Abgrenzung zur politischen Konkurrenz macht sich alleine schon räumlich bemerkbar. Die anderen Parteien haben sich in den Festzelten eingenistet, die AfD aber hat ihre Bühne im Schlossgarten aufgebaut. Dort wirft Meuthen der CSU vor, ihre „Law-and-Order“-Strenge nur vorzuheucheln, besonders im Umgang mit dem Islam. Für seine Rede hat er den Namen „Mullah-Söder“ erfunden. Die Besucher in der ersten Reihe kichern. Einmal aber fällt auch ihnen das Lachen schwer. Als Meuthen scherzt, dass Horst Seehofer gerade an einem Buch schreibt: „Mein Bamf“. Ein Hitler-Witzchen auf der Bühne jener Partei, die sich doch ständig versucht, sich von den Nazi-Vergleichen freizusprechen.
In solchen Momenten zeigt sich oft, welche Stimmung im Publikum herrscht. Den Witz nehmen die Zuschauer verhalten auf, ohnehin lassen sie sich nicht wirklich mitreißen. Auf den Bierbänken sitzen vor allem ältere Menschen, aber eben auch einige junge, oft in Tracht. Viele sehen aus einer gewissen Entfernung zu, neugierig, aber etwas scheu.
Und dann geht’s natürlich noch um Chemnitz. Günter Straßberger, der AfD-Direktkandidat für den Stimmkreis Landshut, bedankt sich bei den „tapferen Sachsen, die für Freiheit und Rechtsstaat auf die Straße“ gegangen sind. Er unterstellt den Medien „populistische Propaganda“, bezeichnet die Berichte als „Schande für unser Land“. Nur decken sich die scharfen Worte der Politiker nicht immer mit ihrem Verhalten. Auf dem Weg zur Bühne scherzt Meuthen mit einer Journalistin, zu einer Fotografin sagt der Direktkandidat für Kelheim: „Bitte nur die Schokoladenseite.“ Vor ihren Anhängern aber differenzieren sie eben selten.
Zurück zum Mann aus der ersten Reihe. Er sagt zu einem Journalisten: „Ihr habt’s doch auch Probleme mit der Zensur.“ Sein Nachbar antwortet: „Das geben die doch nicht zu.“ Dann lachen sie. christopher meltzer