Michael Langhans ist pädagogischer Leiter von Inlingua in München, wo neben allgemeinen Sprach- auch Integrationskurse für Migranten angeboten werden. Die Schule bereitet auf den Einbürgerungstest vor.
Womit tun sich die Menschen im Orientierungskurs am schwersten?
Das kommt auf das jeweilige Herkunftsland an, welches politische System es hat und welche Demokratieerfahrung die Leute haben. Wenn Teilnehmer aus einem nicht-demokratischen Land kommen, kann es Reibungen geben, wenn mehrere Meinungen nebeneinander existieren. In einer pluralistischen Gesellschaft ist das aber üblich. Es geht darum, diese Pluralität auszuhalten.
Wie erklärt man das?
Durch Frontalunterricht erreicht man gar nichts. Nach dem Motto: Das ist in Deutschland so, Punkt. So erreiche ich nur, dass sie meinen Unterricht schlecht finden und nicht mehr kommen. Ich muss den Unterricht so gestalten, dass er an ihre Lebensrealität anknüpft und sie bei ihren Integrationsbemühungen unterstützt. Indem ich sage: Was wäre, wenn dir jemand sagen würde, du darfst deine Religion nicht mehr ausüben? Es sind nur hundert Stunden, nur ein Monat. In der Zeit kann ich keine Wunder bewirken. Aber ich kann zeigen, wie das Leben hier gut funktionieren kann.
Und wenn Sie das nicht schaffen?
Dann haben wir ganz schnell wieder das, was wir in Deutschland leider schon gut kennen: Es kommt zu Ghettobildung, die Leute bleiben unter sich und die Kinder bleiben in der mitgebrachten Kultur.
Wie hoch ist Ihre Erfolgsquote beim Einbürgerungstest?
Annähernd hundert Prozent. Das liegt auch daran, wie der Test gestaltet ist. Die allermeisten, die Kurse anfangen, machen sie übrigens auch zu Ende.
Werden denn die richtigen Fragen gestellt?
Das Gute an dem Test ist, dass er kein Gesinnungstest ist. Es geht um Fakten. Die Frage ist aber, ob das abgefragte Wissen die Menschen weiterbringt. Würden wir unseren Unterricht nur auf das Bestehen des Tests ausrichten, wäre es reines Auswendiglernen. Besser wäre, wenn mehr Fragen zur Lebenswirklichkeit der Leute passen würden. Zum Beispiel, zu wem sie gehen müssen, wenn die Kinder Probleme in der Schule haben oder sie in der Arbeit diskriminiert werden. Genau da muss man sie abholen.
Interview: Kathrin Brack