Sepp Parzinger tritt bei der Landtagswahl im Stimmkreis Traunstein für die SPD an. Der 25-Jährige schließt gerade sein Studium in Sozialer Arbeit ab und ist stellvertretender Bundesvorsitzender der Jusos.
Herr Parzinger, man unterstellt jungen Leuten ja eine gewisse Politikverdrossenheit…
Ich glaube nicht, dass junge Menschen politikverdrossen sind – wenn, dann sind sie parteienverdrossen. Von allein wird’s aber nicht besser. Wir werden als junge Generation vor viele Unsicherheiten gestellt. Am Arbeitsmarkt durch unsichere Arbeitsverhältnisse, befristete Verträge und Leiharbeit. Aber auch in der Region, wo sich für viele nach der Ausbildung die Frage stellt, wie sie ihr Leben finanzieren sollen – oder eine bezahlbare Wohnung finden. Es braucht ein paar junge Leute, die dafür etwas machen.
Liegen dort auch politisch Ihre Schwerpunkte?
Das Wichtigste für mich sind die Themen Ausbildung, Arbeitsmarkt und Wohnen. Denn die nehmen den größten Einfluss auf die Lebensplanung junger Leute. Wenn ich mich von befristetem Vertrag zu befristetem Vertrag hangeln muss. Wenn sich durch die Digitalisierung die Art und Weise, wie wir arbeiten, immer wieder ändert. Das heißt für mich, dass wir auch den Bereich Weiterbildung massiv voranbringen müssen.
Sie treten gegen einen Kandidaten der CSU an, der mehr als doppelt so alt ist wie Sie. Fühlt man sich als junger Politiker ernst genommen?
Für einen jungen Menschen ist es immer erst mal ein bisserl schwieriger. Man bekommt weniger Aufmerksamkeit, weil die Leute denken: Hey, der ist ja erst 25, der könnte mein Sohn sein. Wovon ich profitiere: Ich kenne die Kämpfe aus dem Gemeinderat. Und ich konnte als Bundesvize der Jusos einiges an Erfahrung sammeln – ich glaub, ich muss mich nicht verstecken.
Wie frustrierend ist es aktuell, in Bayern für die SPD anzutreten?
Ich bin ein junger Kandidat und es ist klar, dass die SPD jetzt nicht auf einmal die absolute Mehrheit holen wird. Aber es ist wichtig, langfristig gute Politik zu machen und aufzuzeigen, wo Bayern Defizite hat – Kinder- und Altersarmut sind nur zwei Beispiele. Man kann auch in der Opposition viel erreichen. Aber klar, mein Ziel ist, in Bayern so bald wie möglich eine fortschrittliche Mitte-links-Regierung jenseits der CSU möglich zu machen. Da muss man ja irgendwann anfangen.
Interview: Kathrin Brack