5 Fragen aN

„Er lebt Fußball wie kein anderer“

von Redaktion

Christian Köppel (23) war Mohamad Awatas bester Freund beim TSV 1860 München. Der Linksverteidiger war der Aufstiegsheld der letzten Saison.

Welches Gefühl überwiegt: Die Freude, dass Mohamad einen neuen Vertrag hat, oder Bedauern, dass Sie sich nicht mehr sehen?

Gute Frage, da gibt’s natürlich ein lachendes und ein weinendes Auge. Auf der einen Seite bin ich traurig, vor allem der Abschied war schwierig. Auf der anderen Seite freue ich mich riesig, dass so ein gewagter Schritt geklappt hat. Ich hatte ehrlich gesagt richtig Bedenken, ob alles so klappt, wie er sich das vorstellt. Ich bin glücklich, dass er was Gutes gefunden hat.

Können Sie sich noch an die erste Begegnung erinnern?

Er war bei uns im Probetraining. Er konnte kaum Deutsch und kaum Englisch. Ich habe trotzdem versucht zu fragen, wer er ist und woher er kommt, weil er in der Kabine neben mir saß. Wir haben uns erst mit Händen und Füßen verständigt. Ich habe schon am Anfang gemerkt, was für ein herzensnetter und lernwilliger Mensch er ist.

Was hat Sie bei Mohamad am meisten beeindruckt?

Mich hat einerseits seine Lernwilligkeit beeindruckt und wie er die Situation angenommen hat. Und auf der anderen Seite, dass er den Fußball wie kein anderer lebt. Der rennt um sein Leben, das ist noch mehr als Leidenschaft. Für ihn ist Fußball die Lebensaufgabe und Mohamad hat einen eisernen Willen. Trotz der vielen schlimmen Erlebnisse in seiner Vergangenheit bleibt er positiv und schaut nach vorne.

Ist Mohamad ein Stück weit deutsch geworden?

Auf jeden Fall. Wenn man einen Termin mit Mohamad macht, ist er zehn Minuten davor da. Ich komme manchmal kurz vor knapp, aber er hat die deutsche Pünktlichkeit verinnerlicht.

Hat Mohamads Geschichte innerhalb der Mannschaft etwas ausgelöst?

Ich denke schon. Es war ein gutes Zeichen für den deutschen Fußball, dass das möglich ist. Das ist lange kein Einzelfall mehr. Es gibt einige Vereine, die Flüchtlinge tatkräftig unterstützen. Vor allem, wie der Trainer ihn aufgenommen hat, war entscheidend. Er meinte: „Mir ist egal, wo du herkommst. Wenn du gut Fußball spielst und dich an die Regeln hältst, bist du einer von uns.“ Wir als Mannschaft haben ihn auch gut aufgenommen.

Interview: Antonio Riether

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