4 Fragen aN

„Eltern legen den Rahmen fest“

von Redaktion

Sigrid Aberl behandelt im Klinikum Schwabing junge Patienten mit psychosomatischen Erkrankungen. Sie ist Chefärztin der Kinder- und Jugendpsychosomatik.

Woran erkennt man als Eltern, dass das eigene Kind durch seine Handynutzung gefährdet ist?

Man merkt das, wenn das Kind übermäßig häufig am Handy hängt, Sozialkontakte nur noch dort pflegt und unruhig wird, wenn das Handy keinen Empfang hat oder nicht verfügbar ist. Manche Kinder werden auch ängstlicher oder bekommen Schlafstörungen, beispielsweise weil sie bedroht oder mit Inhalten konfrontiert werden, die sie nicht altersgerecht verarbeiten können. Wird das Kind unruhig oder aggressiv ohne Handy, können das Anzeichen sein.

Was sollen Eltern tun, die Anzeichen bei ihren Kindern sehen?

Wir raten davon ab, den Kindern das Handy wegzunehmen. Das führt nur dazu, dass sie es heimlich nutzen und dass es Streit gibt. Wichtig ist, dass die Eltern einen klaren Rahmen für die Nutzung setzen. Das kann ein finanzieller Rahmen sein oder die Einschränkung von Funktionen wie Apps oder Internet. Wichtig ist vor allem, dass man sein Kind aufklärt und ihm einen sinnvollen und reflektierten Umgang mit dem Handy beibringt.

Wie behandeln Sie Kinder, bei denen der Handykonsum zum Problem geworden ist?

Es geht um einen reflektierten Umgang mit dem Handy. Wir wollen keine Situation schaffen, die in der heutigen Welt unrealistisch ist. Die Patienten haben auch bei uns Handyzeiten. Sie sollen lernen, ihr Handy sinnvoll einzusetzen, Gefahren zu erkennen und sich gegenüber unguten Strömungen und hohem Druck in sozialen Netzwerken abzugrenzen. Es geht darum, aufzuklären und ein Bewusstsein zu schaffen. Auch dafür, was ihnen gut tut. Über Gefahren wird immer noch viel zu wenig gesprochen.

Ab welchem Alter kann oder sollte man seinem Kind ein Handy geben?

Ein empfohlenes Alter gibt es nicht. Es gibt Studien, nach denen die Handynutzung in Deutschland mit dem Grundschulalter beginnt. Ab zwölf Jahren haben dann fast alle ein Mobiltelefon. Nicht alle Handyfunktionen sind altersgerecht, darum sollte man schauen, welche zum Beispiel für ein siebenjähriges Kind sinnvoll sind. Man lässt ein Kind ja auch nicht am Computer von Anfang an frei im Internet surfen oder alle Spiele nutzen.

Interview: Kathrin Brack

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