„Das Du ist einfach gemütlicher“

von Redaktion

Catrin Graf ist in ihrer Firma mit Standorten in München und Berlin dazu übergegangen, den Mitarbeitern das Du anzubieten

München – Catrin Graf, 52, hat ihr Unternehmen mit 30 Mitarbeitern von den Eltern und Großeltern übernommen, die Firma verkauft Tür- und Fensterdichtungen in München und Berlin. Unter ihrer Hand kam das Du für alle.

-Frau Graf, können Sie gut kritisieren per Du?

Ja, ich habe da kein Problem. Auch nicht, wenn mich jemand duzt und kritisiert. Wenn ein Mitarbeiter zu mir sagt: Du, Catrin, das könnten wir besser machen – dann reden wir ja über die Sache, nicht über die Person.

-Wie kam das Du denn in ihr Unternehmen?

Die Mitarbeiter haben einander schon lange geduzt. Aber dass ich auch duze und geduzt werde, das musste ich schon erst lernen, mich erst reinfühlen. Wir haben zwei Filialen in Berlin, und gerade wenn ich dort mit Menschen zu tun hatte aus der Werbebranche oder mit Handwerkern, haben die mich sofort geduzt. Und da habe ich gemerkt, hey, das funktioniert ganz wunderbar, wir haben da eine gute Gesprächsbasis. Dann habe ich angefangen, auch meinen Mitarbeitern nach und nach das Du anzubieten. Es kristallisiert sich einfach raus, dass das Du gemütlicher ist.

-Duzen sich alle in Ihrer Firma?

Die Auszubildenden sieze ich. Sie sollen lernen, wie das Siezen geht. Trotzdem sollen die, wenn ein Handwerker an die Theke kommt und sie duzt, zurückduzen. Die Kunden, die bei uns sehr handfeste Menschen sind, sollen sich wohlfühlen. Und ich biete meinen Mitarbeitern das Du auch nicht sofort an, jeder soll erst einmal ankommen. Aber es ist keiner dabei, der das Du abgelehnt hat.

-Aber ist es so nicht schwierig, das Private und das Berufliche zu trennen?

Das sehe ich nicht so. Wer will, kann durchaus seine Privatsphäre behalten. Aber ich koche gern mal für alle oder wir gehen feiern, und dann weiß ich eben, warum jemand mal einen schlechten Tag hat oder einen besonders guten.

Interview: Sophie Rohrmeier

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