„Eine Bude finden? Ganz kritisch“

von Redaktion

Eine der Unentschlossenen, mit denen wir vor der Wahl über die Politik und Bayern sprechen, sitzt an einem Spätsommertag in München-Giesing, in einem kleinen Park unweit einer vierspurigen Hauptstraße. Bilge Dükkanci hat einen Energydrink mitgebracht – und viele Fragen. Wird sie ihre Miete in fünf Jahren noch bezahlen können? Warum macht die Politik so wenig für die Umwelt? Soll sie mal was Extremes wählen? Oder doch wie immer? Macht das überhaupt einen Unterschied? Sie weiß es einfach nicht.

Im Giesinger Grünspitz genießt Dükkanci, 25, die Semesterferien. Sie hat gerade die Türkei besucht, das Heimatland ihrer Eltern. Im Oktober fängt die Uni wieder an. Früher hat sich Dükkanci oft gewundert, warum der Rest von Deutschland manchmal so befremdet auf Bayern schaut. „Ich dachte mir: Ist doch geil hier.“ Irgendwann ist sie aber auch in München, ihrer Geburtsstadt, auf Probleme gestoßen, spätestens als sie vor ein paar Monaten zu Hause ausgezogen ist. Mit ihrem Studentengeldbeutel stürzte sie sich auf den Wohnungsmarkt. „Eine Bude finden? Ganz kritisch.“ Zusammen mit ihrem Bruder wohnt sie jetzt in Giesing, drei Zimmer, der Preis passt. Glück gehabt. Nur für wie lange?

Auf die Politik will Dükkanci sich nicht mehr verlassen. Es heiße nämlich immer: Man wolle dies und jenes machen. „Dann geht es aber genauso weiter.“ Ihr Bruder und seine Klassenkameraden mussten ihr Toilettenpapier selbst kaufen, weil es in ihrer Schule fehlte, erzählt sie. Früher, sagt Dükkanci, habe sie sich sehr geärgert, wenn Freunde sagten: Wählen bringt doch nix, bleibt eh alles gleich. Heute denkt sie das zwar manchmal – aber Nichtwählen ist dennoch keine Option für sie. Ihre Stimme will sie auf jeden Fall abgeben. Sie hat sich gerade erst durch den Wahl-O-Mat geklickt, ist aber immer noch ein bisschen unschlüssig. Nur eines weiß sie genau: Die AfD will sie nicht wählen und die CSU auch nicht.  cfm

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