Es gibt zwei Dinge, über die Otto Gentner, 76, aus Aying im Südosten von München besonders gerne diskutiert. Seinen Fußballclub, den TSV 1860. Und sein Unternehmen, das sein Schwiegervater ihm anvertraute und das er bis heute leitet. Er schwärmt für einen Arbeiterverein, argumentiert aber wie ein Firmenchef. „Wenn der Unternehmer sich Champagner leisten kann“, sagt er, „dann kann sich der Arbeiter Sekt leisten.“
Gentner steht auf seiner Terrasse und zeigt mit dem Finger in die Ferne. Mit ein wenig Glück könne man dort die Zugspitze sehen, sagt er. Wenn Gentner über Wirtschaft spricht, verknüpft er das meistens mit Politik. „Wir brauchen eine starke politische Mitte – wegen der Wirtschaft.“ Das Vertrauen der bayerischen Unternehmer sei nämlich weder links noch rechts zu finden, ganz rechts schon gar nicht. Das Problem ist nur: Er fürchtet, dass diese politische Mitte gerade verloren geht. Und das erfüllt ihn mit Sorge.
Wie Gentner politisch denkt, hat mit seinem Beruf zu tun. Obwohl er nicht mehr arbeiten müsste, betreut er bis heute die Finanzen und vor allem die Großkunden, denen sein Unternehmen Metalle und Schrott abkauft und zum Recyceln karrt. Die Grünen mag er nicht. Ein paar Kilometer weiter, in Sauerlach, erzählt er, sei ein „gewisser Mann mit langen Haaren“ aufgewachsen – er meint den Grünen-Fraktionschef im Bundestag, Anton Hofreiter. Der sei „immer gegen das Autofahren“ gewesen. Gentner findet gleichzeitig, dass manche Straßen in einem „sehr, sehr schlechten“ Zustand sind, was er teilweise der CSU ankreidet. Es gefiel ihm auch nicht, dass Ministerpräsident Markus Söder immer wieder gegen die FDP stichelte, sogar eine Koalition ausschloss. Und obwohl er sich noch nicht auf eine Partei festgelegt hat, seine politische Mitte hat er für sich selbst bereits definiert: CSU, FDP und Freie Wähler. Ein Dreierbündnis in Bayern? „Das könnte ich gut unterschreiben.“ cfm