4 FRAGEN AN
Für Alois Glück, den früheren Fraktionschef der CSU, ist eine intensive Sachdebatte über die Ursachen für dieses Wahlergebnis in seiner Partei die Voraussetzung, um frühere CSU-Wähler zurückzugewinnen.
War es richtig, sich im Wahlkampf so sehr mit der AfD zu beschäftigen?
Die Bandbreite der Volkspartei CSU ist nicht mehr entsprechend zur Geltung gekommen. Das ist nicht nur im Wahlkampf so gewesen, das hat eine längere Spur. Einer der Hauptgründe ist, dass wir als CSU in verschiedenen Themen und Milieus nicht mehr präsent sind. Eines der Beispiele ist dafür der Bereich Natur und Umwelt. Die Pionierpartei CSU für den Umweltschutz in Deutschland ist sprachlos bei Themen wie Klimawandel. Im Naturschutz haben wir gewaltige Eigentore geschossen, etwa mit der Änderung des Alpenplans. Dies alles hat da reingewirkt.
Also war die Konzentration auf die AfD falsch?
Es war sicher einer der Fehler, dass in einer dogmatischen Auslegung der Formulierung „rechts von der CSU darf es keine demokratisch legitimierte Partei geben“, die von Franz Josef Strauß unter anderen Bedingungen formuliert wurde, eine reflexhafte Fixierung auf die AfD erfolgte. In Folge hat die CSU ihre eigene Breite in der Migrationsspolitik nicht mehr dargestellt. Wir haben ein Zerrbild unserer Politik in dem Bereich geliefert, indem wir die eigenen Leistungen in Bayern und im Bund gar nicht mehr dargestellt haben. Dadurch wurde in der Mitte viel mehr verloren, als am Rand je zu gewinnen gewesen wäre.
Wie soll sich die Partei für die Zukunft aufstellen?
Das Wichtigste ist eine ehrliche Bestandsaufnahme über die Ursachen der Entwicklung. Wenn man immer nur Sündenböcke außerhalb sucht – die Presse, die Bundeskanzlerin, die Kirchen – lenkt das nur von eigenen Defiziten ab. Die Bereitschaft, sich gründlich mit der Entwicklung auseinanderzusetzen, ist Voraussetzung dafür, dass wir neue Stärke gewinnen. Ansonsten fürchte ich, dass wir den Weg der CDU in Baden-Württemberg gehen.
Ist Horst Seehofer hierfür der richtige Mann?
Ich bin froh, dass entgegen vieler Anzeichen die Personaldebatte mit wechselseitigen Schuldzuweisungen nicht schon begonnen hat. Mit den raschen Beschlüssen zur Bestätigung von Markus Söder zum Ministerpräsidenten und weiteren Personalentscheidungen wird Handlungsfähigkeit und Stabilität demonstriert. Gleichzeitig muss eine gründliche Aufarbeitung beginnen. Dabei müssen dann auch die Fragen der Verantwortung und möglicher Konsequenzen eingeordnet werden Interview: Claudia Möllers