5 FRAGEN AN
Michael Weigl beschäftigt sich seit Langem mit den bayerischen Parteien. Hier spricht der Politologe von der Uni Passau über die Rolle der Freien Wähler – und über die Risiken in einem Bündnis mit der CSU.
Herr Weigl, welche Strategie würden Sie den Freien Wählern für die Gespräche mit der CSU empfehlen?
Zunächst mal ist ein selbstbewusstes Auftreten wichtig – da habe ich aber bei Parteichef Hubert Aiwanger keine Zweifel. Für die Freien Wähler wird es darauf ankommen, eigene Akzente zu setzen. Das wird wegen der vielen thematischen Überschneidungen mit der CSU nicht so einfach.
Den deutlichsten Dissens gibt es bei der Frage nach einer dritten Startbahn am Flughafen München. Vor Ort wichtig, aber im Rest Bayerns nicht Dauerthema am Stammtisch.
Genau, da wird man sich wohl auf eine Art Memorandum einigen – und das Thema beenden oder auch nur vertagen. Aber wenn man auf die ganze Legislatur blickt, ist das natürlich zu wenig für eine eigene Handschrift. Die Freien Wähler werden also Minister brauchen, die durchs Land reisen und die Partei sichtbar und gut repräsentieren.
Sind sie dafür denn stark genug aufgestellt?
Schwierige Frage, zumal man die Partei im Grunde nur über Aiwanger wahrnimmt. Dazu kommt vielleicht Generalsekretär und Bildungs-Experte Michael Piazolo. Also: Das Personal wird eine Herausforderung. Zumal sich alle noch mit den – über Jahrzehnte von der CSU entwickelten – Spielregeln der Ministerialbürokratie vertraut machen müssen.
Problematisch, dass die Freien Wähler unerfahren in Sachen Koalitionsverhandlungen sind?
Vielleicht kein Problem, aber sicher eine Herausforderung. Die CSU ist, gelinde gesagt, mit allen Wassern gewaschen. Fragen Sie mal die Verhandler der Großen Koalition in Berlin – die werden respektvoll bis frustriert erzählen, wie gut die CSU da verhandelt hat.
Und dann versucht die CSU fünf Jahre lang, die Freien Wähler zu schrumpfen – à la FDP?
Die FDP konnte man zu Tode schrumpfen, weil man sie im Bund in der schwarz-gelben Koalition vor sich hertreiben konnte. Der Niedergang dort hat sich dann auf Bayern ausgewirkt. Die Freien Wähler sind ein deutlich unangenehmerer Partner – weil sie im Land gut verankert sind. Diese Partei kann so nur in Bayern existieren. Die Freien Wähler haben jetzt die Chance, sich dauerhaft bei zehn Prozent plus x zu etablieren.
Interview: Maximilian Heim