6 FRAGEN AN
Dr. Berndt Birkner, Internist und Gastroenterologe, ist Vize-Präsident im Netzwerk gegen Darmkrebs.
Wie gut sind die Heilungschancen von Darmkrebs?
Exzellent, wenn er frühzeitig erkannt wird. Im frühesten Stadium diagnostiziert, ist er durch Operation fast zu 100 Prozent heilbar.
Wie hoch ist das Risiko, an Darmkrebs zu erkranken, wenn Angehörige davon betroffen sind?
Das Risiko ist um ein bis zu Vierfaches erhöht, wenn mehrere Angehörige an Darmkrebs erkrankt sind oder die Krankheit bei einem engen Verwandten im Alter von unter 50 Jahren aufgetreten ist.
Wissen Betroffene vom erhöhten Risiko?
Hier will das Projekt FARKOR das Bewusstsein schärfen. Denn Darmkrebs in der Familie ist der höchste Risikofaktor. Teilnehmende Ärzte klären auf und erstellen eine Familienanamnese. Stellt sich ein erhöhtes Risiko heraus, kann der Patient entscheiden, welche Vorsorgemaßnahmen er in Anspruch nimmt.
Welche Vorsorgemaßnahmen stehen Patienten unter 50 Jahren zu?
Bis jetzt stehen Versicherten unter 50 Jahren gar keine Früherkennungsuntersuchungen zur Verfügung. Ärzte können diese Leistungen nicht abrechnen. Sie müssen eine klinische Diagnose stellen, um Untersuchungen durchführen zu können. Vorsorge wird dadurch erschwert. Treten beim Patienten allerdings Beschwerden auf, ist der Krebs möglicherweise schon fortgeschritten.
Was soll sich mit FARKOR verbessern?
Wird bei Patienten zwischen 25 und 50 Jahren ein familiäres Risiko festgestellt, können sie eine Vorsorgedarmspiegelung machen lassen oder einen immunologischen Stuhltest in Anspruch nehmen.
Wie engmaschig sollten Vorsorgeuntersuchungen erfolgen?
Das hängt davon ab, ob ein oder mehrere Verwandte an Darmkrebs erkrankt sind. Empfohlen wird, mit den Vorsorgeuntersuchungen zehn Jahre vor Ausbruch der Krankheit bei dem Angehörigen zu beginnen. Eine unauffällige Darmspiegelung sollte nach spätestens fünf Jahren wiederholt werden. Sind drei oder mehr Familienmitglieder an Darmkrebs, Gebärmutter- oder Magenkrebs erkrankt, kann eine besondere erbliche Form von Darmkrebs (HNPCC/ Lynchsyndrom, FAP) vorliegen. In diesem Fall sind für die direkten Verwandten bereits jährliche Vorsorgemaßnahmen ab einem Alter von 25 Jahren zu empfehlen.
Interview: Aglaja Adam