Der Waffenstillstandswaggon

von Redaktion

Im Wagen mit der Nummer 2419D endete der Erste Weltkrieg

Compiègne – In einem nahe der nordfranzösischen Stadt Compiègne stehenden Eisenbahnwaggon wurde am 11. November 1918 der Waffenstillstand zwischen dem Deutschen Reich und den beiden Westmächten Frankreich und Großbritannien geschlossen – zugleich das Ende des Ersten Weltkrieges.

Die bewegte Geschichte des Waggons nahm da erst ihren Anfang. Das von der belgischen „Compagnie International des Wagon-Lits“ hergestellte Gefährt mit der Nummer 2419D landete – nach einem kurzzeitigen Wiedereinsatz im normalen Schienenverkehr – zunächst im Pariser Armeemuseum. Dort zeigten sich bald erste Spuren von Zerfall. Nach einer durch einen US-amerikanischen Geldgeber finanzierten Generalsanierung wurde der Wagen 1927 wieder zurück Richtung Compiegne in eine inzwischen eingerichtete Gedenkstätte verfrachtet.

Diese Gedenkstätte ließ Adolf Hitler im Zweiten Weltkrieg nach seinem siegreichen Westfeldzug gegen Frankreich zerstören – mit Ausnahme des Waggons. Darin mussten die Franzosen am 22. Juni 1940 den Waffenstillstand unterzeichnen. Die Nationalsozialisten inszenierten das Geschehen als ihre Rache für die „Schande“ von 1918.

Anschließend trat der Eisenbahnwagen auf Hitlers persönlichen Befehl seine wohl weiteste Reise an – nach Berlin. In der Hauptstadt besichtigten Tausende den Waggon, bevor er 1944 wegen der zunehmenden Bombenangriffe ins thüringische Ohrdruf gebracht wurde.

Über das weitere Schicksal kursieren unterschiedliche Versionen. Der Historiker Hermann Schäfer schreibt, der Waggon sei 1945 wahrscheinlich von der SS zerstört worden. „Den Triumph einer Wiedereroberung wollte Nazideutschland niemandem gönnen.“ Jahrzehnte später, so Schäfer weiter, fanden Schüler in Ohrdruf letzte Überreste des Originalwagens, „darunter wohl die ,4’ der Wagennummer und das ,N’ des Herstellerunternehmens“. Beides ging 1991 an die wieder aufgebaute Gedenkstätte Rethondes bei Compiègne.  kna

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