Vor einem Jahr gab Judith Gerlach in einem Interview einen erfrischend ehrlichen Einblick in ihr Leben. Wie es war, 2013 von einem eigentlich aussichtslosen Platz überraschend in den Landtag gewählt zu werden: „Reine Panik“ habe sie in den ersten Wochen als Neuling erlebt. Wie ihre Mutter abriet, das Mandat zu übernehmen: „Judith, das sagen wir ab!“ Wie ihr nach Heulen zumute war.
Sie hat sich durchgebissen. Erst im Alltag im Parlament, der auf Neuankömmlinge fremd wirken kann. Später auch ab und zu in einer Auseinandersetzung in der Partei. Das Direktmandat für 2018 holte sie nur über den Weg einer Kampfabstimmung an der Basis in Aschaffenburg. Nun hat Söder die junge Juristin, 33, seit 2016 verheiratet und gerade zum zweiten Mal Mutter geworden, zur Ministerin im neuen Ressort für Digitales gemacht. Sie soll den Netzausbau vorantreiben, die IT-Steuerung der Staatsregierung führen, die Filmpolitik und den Bereich „Games“ verantworten.
Durchsetzungsstark sei die Judith, sagt ihr künftiger Ministerkollege Hans Reichhart, „die hat ihren eigenen Kopf“. Gerlach kommt immerhin aus einer Polit-Familie, Opa Paul war 18 Jahre im Bundestag, Papa Thomas ist Stadtrat. Trotzdem gibt es an ihrer Berufung auch Zweifel: SPD und FDP spotten öffentlich, die angeblich so moderne Frau habe noch nicht mal einen Twitter-Account. cd