Die Ausgabe vorbeugender HIV- Medikamente an besonders gefährdete Menschen kann die Zahl der Infektionen in der Bevölkerung deutlich senken – so das Resultat einer neuen Studie aus Australien. In der Untersuchung fiel die Zahl der HIV-Diagnosen nach der kostenlosen Verteilung von Medikamenten zur „Prä-expositionsprophylaxe“, kurz PrEP, innerhalb eines Jahres um ein Viertel.
Das haben jüngst Mediziner um Andrew Grulich von der University of New South Wales in Sydney im Fachblatt „The Lancet HIV“ veröffentlicht. Die auch in Deutschland erhältliche PrEP richtet sich vor allem an Risikogruppen, insbesondere an Männer, die Sex mit Männern haben (MSM) und die nicht regelmäßig Kondome nutzen. Die Tabletten, die zwei Wirkstoffe enthalten, sollen – entweder vor oder auch nach dem Geschlechtsverkehr eingenommen – vor HIV schützen.
„Dass PrEP einen massiven Rückgang der HIV-Infektionen in einer ganzen Bevölkerung bewirkt, wurde bisher noch nie gezeigt“, sagt indes Hendrik Streeck, Direktor des Instituts für HIV-Forschung an der Medizinischen Fakultät der Uni Duisburg-Essen. Er war allerdings nicht an der Studie beteiligt. Seiner Ansicht nach seien die Daten nicht ganz überzeugend; es sei etwa fraglich, ob der Rückgang um 25 Prozent tatsächlich nur auf die Verteilung der Tabletten zurückgehe.
WALTER WILLEMS