4 FRAGEN AN
Feinstaubbelastung, Müll, Tierwohl: Forstwissenschaftler Martin Hänsel ist stellvertretender Geschäftsführer des BUND Naturschutz München und steht dem alljährlichen privaten Silvesterfeuerwerk kritisch gegenüber.
Durch das Silvesterfeuerwerk wird jedes Jahr eine große Menge Feinstaub freigesetzt – vor allem in den Großstädten. Ist das gefährlich?
Tatsächlich wird an Silvester in einer Nacht eine so große Menge an Feinstaub freigesetzt, die ungefähr 15 Prozent des im Straßenverkehr produzierten Feinstaubs in einem Jahr entspricht. Das konnte man die letzten Jahre gut sehen, wenn es windstill ist und die Schmutzpartikel in der kalten Luft kondensieren. Dann entsteht dieser Nebel, der vor allem in Großstädten sehr dicht sein kann. Chronisch Kranke, Kinder und ältere Menschen sollten diese Luft besser nicht einatmen. Es könnte zu Atemnot oder in schlimmen Fällen zu Entzündungen kommen.
Nicht nur schlechte Luft bleibt vom Feuerwerk übrig, sondern auch Müll. Wie sieht es damit aus?
60 Tonnen Müll waren es allein dieses Jahr in München. Und die Menge hat in den vergangenen Jahren zugenommen. Was mich besonders stört, ist, dass die Leute ihre abgebrannten Feuerwerkskörper und Sektflaschen nicht wieder mit nach Hause nehmen. Vor zehn bis 20 Jahren wäre das noch verpönt gewesen, seinen Müll auf der Straße liegen zu lassen. Jetzt sieht die Münchner Innenstadt am Tag nach Silvester wie ein Bürgerkriegsgebiet aus. Das Problem ist auch, dass das Feuerwerk immer günstiger wird und dadurch auch mehr gekauft wird.
Besonders Tiere leiden unter Raketen und Böllern. Wie macht sich das bemerkbar?
Bei vielen unserer Hunde und Katzen merken wir es ja selbst. Sie sind angespannt. Manchmal so stark, dass nur noch ein Beruhigungsmittel hilft. Für die Waldtiere ist es aber noch schlimmer. Vor allem das Wild ist in den Tagen um Silvester in einem fast permanenten Panikmodus. Wenn es knallt, versuchen sie vor der Gefahr zu fliehen. Das kostet sie viele Reserven, die sie besonders in einem langen Winter brauchen.
Was ist Ihre persönliche Einschätzung: Geht es auch ohne Böllern?
Sicher würde es auch ohne gehen, aber ich halte es für unrealistisch. Besser wären Alternativen wie ein öffentliches Feuerwerk oder Böllern nur an bestimmten Orten. So könnten Tierbesitzer diese Plätze meiden. Ich denke, viele Menschen sind für solche Ideen sehr aufgeschlossen.
Interview: Tom Eldersch