2018 in Karikaturen – und ein Blick auf 2019

von Redaktion

Ein turbulentes Jahr geht zu Ende: Union und SPD haben sich durch zehn Monate GroKo geschaukelt. Der Diesel wurde zum ungebetenen Gast in deutschen Innenstädten. Und eine Hitzewelle sorgte für einen Rekordsommer. 2019 verspricht, nicht weniger spannend zu werden. Ein Rückblick in Karikaturen – und ein kleiner Ausblick:

Machtübergabe in der CSU

Das Jahr ist noch jung, wenn in der CSU die Macht übergeht. Am 19. Januar soll ein Sonderparteitag in München Markus Söder zum neuen Vorsitzenden wählen. Für seine Rede am Vormittag hat Horst Seehofer seinen Rücktritt zugesagt. Die Erzrivalen sprechen (unabhängig davon, was sie wirklich denken) inzwischen gut übereinander. Seehofer traut Söder das Amt zu; Söder wird Seehofer, so heißt es, zum Ehrenvorsitzenden der CSU machen. Friede? Jedenfalls ein Nichtangriffspakt in der CSU.

Ein großartiges Konzertjahr

Bayerns Rock- und Pop-Fans haben 2019 einen vollen Terminkalender. Das Schöne am Konzertjahr: Neben vielen spannenden jungen Talenten schauen die großen Alten vorbei. Obwohl das Rockavaria-Festival ausfällt, kommen auch Freunde der härteren Gangart auf ihre Kosten – etwa mit Ozzy Osbourne (13. Februar, Olympiahalle). Der gerade 70 gewordene Black-Sabbath-Sänger ist derzeit solo unterwegs – natürlich fehlen aber die Sabbath-Klassiker nicht im Programm. Höhepunkt für alle Fans der Neuen Deutschen Härte sind die beiden Auftritte von Rammstein am 8. und 9. Juni im Olympiastadion; beide Konzerte waren innerhalb kürzester Zeit ausverkauft. Am 23. August geben sich dann Metallica im Stadion die Ehre.

Prominente Namen finden sich auch auf der Buchungsliste für die Olympiahalle. Hier nur die wichtigsten Künstler und Interpreten: Die Fantastischen Vier (20. Januar; ausverkauft), Herbert Grönemeyer (19., 20. März), Elton John (26. Mai), die Backstreet Boys (27. Mai), David Garrett (29. Mai), die Eagles (30. Mai), Udo Lindenberg (18. Juni), ZZ Top (1. Juli), noch mal Elton John (5. Juli), Mark Knopfler (7. Juli) und Cher (3. Oktober). Kiss bringen am 31. Mai Las-Vegas-Stimmung auf den Königsplatz. Vor dieser Traumkulisse spielen am 1. Juni auch die Lokalmatadoren von LaBrassBanda zusammen mit Seiler und Speer – hoffentlich bei Traumwetter.

Die Handball-WM kommt nach München

Handball-WM in Deutschland, da erinnert man sich an 2007. Als bis zu 20 Millionen Menschen am Fernseher verfolgten, wie der schnauzbärtige Bundestrainer Heiner Brand eine Mannschaft entstehen ließ, die erstmals nach 1978 (da war er noch Spieler) wieder Weltmeister wurde. Brand ist Geschichte, der jetzige Trainer, der Leipziger Christian Prokop, ist glatt rasiert und glatt und auch ziemlich umstritten. Und das Event WM, das auch in München Station macht, müssen sich die Deutschen mit Dänemark als Co-Ausrichter teilen (10. bis 27. Januar).

100 Jahre Frauenwahlrecht

Mit einem Satz – „Männer und Frauen haben grundsätzlich dieselben staatsbürgerlichen Rechte und Pflichten“ – führte die deutsche Nationalversammlung am 30. November 1918 das aktive und passive Frauenwahlrecht in Deutschland ein. Nur knapp zwei Monate später konnten die Frauen davon Gebrauch machen, denn am 19. Januar 1919 war Neuwahl der Nationalversammlung. Im Zuge dieses Jubiläums findet in der Stadtbücherei in Augsburg eine Ausstellung über die bayerischen Abgeordneten in der Nachkriegszeit statt. Eröffnung ist am 18. Januar 2019.

Mondfinsternis und Supervollmond

Schon zu Jahresbeginn erwartet die Hobbyastronomen unter uns das ganz große Spektakel: Am 21. Januar fallen eine totale Mondfinsternis und ein Supervollmond zusammen. Einziger Haken: Wer die Mondfinsternis mit eigenen Augen erleben will, muss früh aufstehen – zwischen 3 und 6 Uhr morgens kann man sie in Mitteleuropa beobachten.

Sportlicher Winterzauber

Seefeld liegt in Tirol, ganz nahe an Deutschland. Bei den Olympischen Spielen 1976 in Innsbruck wurde es weltberühmt wegen seiner wunderbaren Loipenlandschaft und legendären Langlauf-Wettkämpfen um Gold; in den Ohren klingen noch Namen wie Thomas Wassberg und Juha Mieto. Vom 19. Februar bis 3. März bekommt Seefeld nun wieder ein Spitzenereignis: Die Nordische WM mit besten deutschen Medaillenchancen in den Skisprung-Wettbewerben ist das zweite Winter-Highlight nach der WM der Alpinen in Are/Schweden – ganz weit weg.

Großbritannien geht – aber wie?

Über wenige Ereignisse wurde 2018 so viel geschrieben wie über den anstehenden Abschied Großbritanniens aus der Europäischen Union. Fest stand zum Jahresende eigentlich nur das Datum – und selbst das scheint zu wackeln: Zum 29. März 2019 will das Vereinigte Königreich die europäische Gemeinschaft verlassen. Es gilt als unwahrscheinlich, dass das Brexit-Abkommen, das Premierministerin Theresa May und die EU in den vergangenen Monaten ausgehandelt haben, im britischen Parlament angenommen wird. Derzeit gibt es mehrere mögliche Szenarien: ein Austritt ohne Abkommen, eine Verschiebung des Austrittstermins oder sogar ein zweites Referendum.

April, April: Das Osterparadoxon

2019 greift ein seltener kalendarischer Kniff, den man Osterparadoxie oder Osterparadoxon nennt. Der Termin für das Osterfest ist gekoppelt an zwei astronomische Daten: Frühlingsanfang und Vollmond. Gerechnet wird nach einer leicht abgewandelten Formel des Mathematikers Carl Friedrich Gauß. Die lautet: Ostern wird am ersten Sonntag nach dem Vollmond gefeiert, der auf den Frühlingsanfang folgt. 2019 beginnt der Frühling am 20. März um 22.58 Uhr, der erste Vollmond tritt am 21. März um 2.43 Uhr ein. Der erste darauffolgende Sonntag wäre der 24. März – allerdings feiern wir 2019 Ostern am 21. April. Warum? Nach der Gaußschen Berechnung ist der Frühlingsanfang auf den 21. März festgelegt – an diesem Tag ist Vollmond. Für den Ostertermin ist deshalb der April-Vollmond ausschlaggebend.

Die Bundesrepublik wird 70

Als am 23. Mai 1949 die Bundesrepublik Deutschland gegründet wurde, dachte noch niemand daran, dass das Land bald geteilt werden würde. Aber die steingewordene Trennung des Landes in Form der Berliner Mauer ist nächstes Jahr im November nun auch schon wieder 30 Jahre überwunden. Diese zwei historischen Großereignisse bilden im neuen Jahr den Rahmen für den deutschen Presseball, der am 12. Januar in Berlin stattfindet.

Schicksalhafte Wahlsonntage

Das Wahljahr 2019 kann für Deutschland ein Erdbeben bringen. Am 26. Mai bei der Europawahl hat einerseits der CSU-Politiker Manfred Weber die Chance, seinen Weg zum EU-Kommissionspräsidenten zu ebnen. Geht es ganz anders aus, siegen etwa die Rechtspopulisten europaweit, kann das aber auch eine schwere innenpolitische Krise und den Sturz der Großen Koalition auslösen. Das hieße: neue quälende Jamaika-Verhandlungen, wohl Neuwahlen ohne Angela Merkel.

Die gleiche Wirkung können drei extrem heikle Landtagswahlen haben: Brandenburg, Sachsen (1. September) und Thüringen (27. Oktober). In Sachsen liegt die AfD vorne. Gewinnt sie die Wahl klar, würde der Druck auf Merkel (spätestens) dann enorm, das Kanzleramt zu räumen. 2019 könnte zum Jahr des Machtwechsels in Berlin werden.

Generalprobe für Katar

Katar greift nach dem Weltsport. Dass der große FC Bayern in der Aspire-Academy sein Wintertrainingslager aufschlägt, daran hat man sich in Doha schon gewöhnt. Noch mehr Prestige bringt dem wegen der Menschenrechtssituation am Pranger stehenden Wüstenstaat, dass er die Weltmeisterschaft der olympischen Königssportart Leichtathletik ausrichten darf (27. September bis 6. Oktober). Die spannenden Fragen: Wer wird schnellster Mensch der Welt? Und wird dies den durchschnittlichen Katari so sehr interessieren, dass er ins Stadion geht?

Königlicher Nachwuchs für Harry und Meghan

Es wird nicht langweilig im Hause Windsor. Wenige Monate ist es her, dass Prinz Harry und Herzogin Meghan einander das Jawort gegeben haben, da erwarten die 37-jährige Schauspielerin und ihr Prinz (34) schon Nachwuchs. Auf der ersten großen Auslandsreise durch mehrere Pazifikstaaten ist das Paar mit Geschenken überhäuft worden; darunter waren Strampler, Schnuller und Rugby-Shirts mit dem Aufdruck „Baby Sussex“.

Neue alte Preußenpracht

Braucht Berlin wirklich die Rekonstruktion alter Preußenpracht? Offenbar ja: Im September 2019 soll das rekonstruierte Stadtschloss gegenüber dem Dom wiedereröffnet werden, ab Ende des Jahres kann man dann das darin beheimatete Humboldt-Forum mit seinen Museumssammlungen besichtigen. Der Wiederaufbau hat rund 600 Millionen Euro gekostet. Früher stand auf dem Areal der Palast der Republik.

C. DEUTSCHLÄNDER, G. KLEIN, M. SCHLEICHER, M. THIEL, T. ELDERSCH UND K. BRACK

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