„Wenn Markus springt, bin ich Sternsinger“

von Redaktion

6 FRAGEN AN

Thomas Kamm ist Bürgermeister von Siegsdorf im Kreis Traunstein. Das ist die Heimatgemeinde von Markus Eisenbichler. Der ganze Ort im Chiemgau drückt jetzt schon die Daumen.

Herr Kamm, bereiten Sie schon neue Ortsschilder vor? „Siegsdorf begrüßt den Tourneesieger“ oder so ähnlich?

Noch nicht. Denn Markus Eisenbichler wohnt ja auch nicht direkt im Hauptort, sondern in einem kleinen Ortsteil, der Molberting heißt. Da leben vielleicht 200 Menschen. Hier haben wir den einzigen Skilift bei uns. Dort hat er wahrscheinlich seine ersten Rutscherl im Schnee gemacht. Was passiert, wenn er tatsächlich gewinnt, das lasse ich auf mich zukommen. Jetzt lass ma den Buam aber erst mal springen.

Wo wird der Bürgermeister die zwei entscheidenden Springen anschauen?

Ich habe die letzten Wettkämpfe in Garmisch-Partenkirchen und Oberstdorf angeschaut. Ehrensache. Bei den Springen am Freitag und am Sonntag habe ich aber keine Zeit – da bin ich als Sternsinger unterwegs.

Sie verpassen womöglich den Tourneesieg?

Das glaub ich kaum. Wir werden bei jedem Haus nachfragen, wie es steht und ob er schon gesprungen ist. Aber erst nachdem wir gesungen haben.

Gibt’s ein Public Viewing? Schaut das Dorf gemeinsam, wenn er springt?

Das ist mir noch nicht bekannt, aber ich gehe langsam davon aus, dass das passieren wird. So groß ist die Begeisterung vor Ort. Ich muss gleich mal beim Rathaus-Café nachfragen, ob was geplant ist.

Sie kennen Markus Eisenbichler persönlich. Wie ist er so?

Der Markus hat von der Gemeinde vor zwei Jahren persönlich die Ehrenmünze bekommen – nach seinem Erfolg bei der WM in Lahti, wo er mit dem Mixed-Team Weltmeister geworden ist. Er ist ein grundanständiger, bodenständiger Kerl. Er ist ein richtiger Sportsmann, das hat man bei den Olympischen Spielen gesehen. Er war nicht für das Team nominiert – und trotzdem hat er die Kollegen unterstützt.

Haben Sie weitere Sportstars in der Gemeinde?

Aktuell ist er der Herausragende. Aber Peter Angerer, der Biathlet und Olympiasieger von 1984, kommt aus Hammer, das ist auch ein Ortsteil von uns. Wir haben aktuell vielversprechende Langläufer. Bei uns wohnen viele bekannte Biathleten, aber die wollen gar nicht, dass das bekannt wird. Wir sind das Einfallstor Richtung Ruhpolding und Inzell – die meisten Menschen aus dem Chiemgau lernen bei uns das Skifahren.

Interview: Stefan Sessler

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