Die Fitness-Welle rollt

von Redaktion

INTERVIEW Ein Studio-Chef erklärt, wie man seine guten Vorsätze erfolgreich umsetzt

Freising – Die Feiertage sind vorbei und der Blick in den Spiegel verrät: Da hat sich was angesammelt! In den Fitnessstudios herrscht Hochbetrieb. Franz Jungmeier vom Studio „number1“ in Freising über den Trend zum Fitsein, den inneren Schweinehund und richtiges Trainieren.

Wie geht es gerade bei Ihnen im Studio zu?

Wie immer ist es nach Silvester richtig voll. Januar ist der stärkste Monat. Wir haben 3000 Kunden in unseren beiden Clubs. In den Wintermonaten kommen etwa 50 Prozent mehr Leute als im Sommer. Viele haben gerade ein schlechtes Gewissen und wollen ihre Pfunde von den vielen Plätzchen abtrainieren.

Wie lange hält der Frustrationsschub?

Ich sag mal so zwei, drei Monate. Wenn das Wetter besser wird, werden die guten Vorsätze gerne mal wieder vergessen (lacht).

Etwa jeder achte Deutsche war 2017 Mitglied in einem Club. Wie stellt sich der Markt derzeit dar?

Der Fitnessmarkt hat sich stark gewandelt in den vergangenen zehn Jahren. Es gibt die Premium-Studios, die gesundheitsorientierten – und die Discount-Studios. Die Discounter kosten etwa die Hälfte. Aber da gibt es keine Sauna, keine Kurse, wenig Betreuung. Discounter kalkulieren mit zwei bis drei Kunden pro Quadratmeter, ein Premium-Studio mit einem Kunden. In einem Premium-Studio sollte man nicht anstehen müssen an den Geräten, weil genügend da sind.

Was kostet eine Mitgliedschaft bei Ihnen?

65 Euro im Monat. Inklusive sind Sauna, Aerobic, Yoga, Rückengymnastik, Pilates, Kinderbetreuung, Getränke.

Wie baue ich mein Training richtig auf?

Training macht nicht stärker, nur weil man trainiert. Man muss wissen: An welchem Tag macht welches Training Sinn? Welche Regenerationszeiten brauche ich? Wie ernähre ich mich richtig? Wer das beachtet, kann auch mit 70 oder 80 seine Leistung noch verbessern. Wer blind drauflos trainiert, wird nicht fitter, weil der Körper nicht die richtigen Reize bekommt.

Das heißt?

Man muss den Bedarf klären: Kommt jemand aus gesundheitlichen Gründen oder will er seine Fitness verbessern? Wir führen ein Gespräch, machen einen Fitnesstest und eine Körperanalyse, erstellen ein individuelles Programm.

Der Bauch muss weg! Geht das im Fitnessstudio?

Wenn ich ein Auto mit vollem Tank habe, muss ich es bewegen, damit der Tank leer wird. Genauso ist es mit dem Körper. Je mehr Bewegung ich in den Alltag einbaue, umso schneller leert sich der Speicher. Natürlich muss man auch tanken. Wer nur hungert und sich bewegt, fährt sein Immunsystem in den Keller und wird krank. Er trainiert sich kaputt! Wir müssen lernen, uns gesund und richtig zu bewegen. Wer das schafft, hat irgendwann einen Sportmotor in sich. Dann macht es Spaß, mit der Karre zu fahren. Diese Menschen bewegen sich gerne.

Funktioniert das auch im fortgeschrittenen Alter?

Wir haben gut 400 Senioren über 70 Jahre. Bei vielen könnte sich mancher Dreißigjährige eine Scheibe abschneiden, mit wie viel Spaß und Energie die trainieren. Ihr Geheimnis: Die Motorleistung passt zur Karosserie.

Klingt für Feiertagssünder ziemlich ernüchternd . . .

Die Leute, die zugelegt haben, haben einen zu schwachen Motor – da macht das Fahren eben keinen Spaß. Da ist der innere Schweinehund schon groß, diese Masse in Bewegung zu setzen (lacht).

Wie oft muss ich pro Woche trainieren?

Für die Kraft reicht zweimal pro Woche ein gezieltes Training – das ist besser, als viermal die Woche falsch zu trainieren. Der Muskel muss sich auch regenerieren. Will ich meine Ausdauer verbessern, hängt es davon ab – wer Marathon laufen will, muss schon so zehn Stunden die Woche investieren.

Wie merke ich, dass ich mich überlaste?

Wer richtig trainiert, sollte Woche für Woche besser werden. Sonst sollte man sein Training hinterfragen.

Wie sinnvoll ist ein Personal Trainer?

Ein guter Personal Trainer ist ein Motivator, Coach und Wissensvermittler und kann entscheidend dafür sein, ob ich Erfolg habe. Wenn der eigene Ehrgeiz groß ist und man weiß, was man will, braucht man keinen Trainer. Es ist auch eine Kostenfrage. Ein richtig guter Trainer kostet 100 Euro die Stunde. Bei uns kostet ein Trainer 35 Euro, weil sie angestellt sind und von uns subventioniert.

Wie wichtig ist Dehnen?

Dehnübungen verbessern die Durchblutung und damit die Regeneration des Muskels. Wer unbeweglich ist und es nötig hätte, dehnt ungern.

Hilft Sport gegen Stress?

Es gibt Leute, für die ist Yoga Stress, andere meditieren Stress weg. Wenn in der Natur ein Tier Stress hat, kämpft es oder flieht. Das können wir nicht. Durch Bewegung können wir das aber simulieren – und so Stress abbauen.

Wann soll man trainieren? Morgens oder abends?

Jeder hat da seinen eigenen Biorhythmus. Ich trainiere am liebsten abends. Im Urlaub aber habe ich Riesenspaß, schon vor dem Frühstück Sport zu machen.

Was wiegen Sie?

Ich bin 1,80 Meter groß und wiege 80 Kilo. Aber die sind durchtrainiert! Für mein Alter habe ich relativ viel Muskelanteil – und Muskel wiegt was. Bei den meisten Leuten ist der Muskelanteil zu gering und der Fettanteil zu hoch.

Wie oft trainieren Sie?

Ich bin letztes Jahr 50 geworden – fühle mich aber wie 25. Ich mache zweimal die Woche Krafttraining und zwei- bis viermal die Woche Ausdauer.

Interview: Wolfgang Hauskrecht

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