Wintereinbruch mit fatalen Folgen

von Redaktion

Massiver Schneefall hat am Wochenende zu Verkehrschaos und tödlichen Unfällen geführt. In den Chiemgauer Alpen kam eine 20-Jährige in einer Lawine ums Leben. Bei Bad Tölz starb ein 19-Jähriger bei einem Glätteunfall. Ein 30-jähriger Tourenskigeher wurde am Blomberg von einem Baum erschlagen. Am Flughafen fielen 145 Flüge aus, die Bayerische Oberlandbahn stellte den Betrieb großteils ein.

Tödlicher Autounfall

Schnee und Glätte bescherten den Einsatzkräften am Wochenende viel Arbeit. Die meisten Unfälle gingen glimpflich aus, auf der B472 jedoch kam am Samstag im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen ein 19-Jähriger ums Leben. Wie die Polizei mitteilte, fuhr ein 23-jähriger Waakirchener Richtung Bad Tölz und verlor zwischen den beiden Anschlussstellen Reichersbeuern die Kontrolle über seinen VW. Das Auto rutschte quer auf die Gegenfahrbahn – ein Mitsubishi krachte in die Beifahrerseite, auf der der 19-Jährige saß. Der Waakirchener starb im Krankenhaus. Der 23-Jährige und eine dritte Insassin (26) des VW wurden schwer verletzt, die beiden Insassen des Mitsubishi leicht.

Frau stirbt in Lawine

Einen ebenso tragischen Einsatz hatte die Bergwacht am Teisenberg im Berchtesgadener Land zu bewältigen. Eine 20-jährige einheimische Skitourengeherin wurde am Samstagnachmittag bei der Abfahrt von der unterhalb des Gipfels gelegenen Stoißer Alm von einer Lawine verschüttet. Wie ein Polizeisprecher mitteilte, war die Frau mit Freunden von Neukirchen über die Nordwestseite des Bergs aufgestiegen und wollte dann nach Anger abfahren. Knapp unterhalb der Alm wurde die 20-Jährige im steilen Hang von der Lawine erfasst. Ihre unversehrten Begleiter setzten einen Notruf ab. Ein Großaufgebot rückte in der einbrechenden Dunkelheit mit Tourenskiern, Motorschlitten und fünf Suchhundeteams aus. Ein Hubschrauber konnte wegen Schneefalls und Nebel nicht starten. Die Retter arbeiteten sich mühsam zur Unglücksstelle vor. Ein Suchhund schlug dann zwar sofort an, aber alle Wiederbelebungsversuche scheiterten.

31-Jähriger hat Glück

Einen zweiten Lawinentoten hätte es am Sonntag beinahe am Brauneck gegeben. Ein 31-Jähriger aus dem Raum Tegernsee war im Bereich Garland abseits der Piste ohne Lawinenausrüstung unterwegs und löste eine Lawine aus, die ihn begrub. Seine beiden Begleiter alarmierten die Bergwacht, die mit 15 Mann ausrückte. Weil eine Skispitze aus dem Schnee ragte, wurde der 31-Jährige rechtzeitig gefunden. Obwohl er 25 Minuten verschüttet und bereits bewusstlos war, kam er mit dem Schrecken davon.

Baum erschlägt Mann

Ein Tourenskigeher ist am Sonntagnachmittag im Wald am Blomberg unterhalb der Wackersberger Alm (Bad Tölz) erschlagen worden. Ein umstürzender Baum begrub den 30-Jährigen unter sich. Spaziergänger fanden den Mann, die Bergwacht konnte jedoch nur noch seinen Tod feststellen. Die örtliche Feuerwehr warnt, dass im Wald wegen der Schneelast derzeit permanent Bäume brechen.

Viele Flüge annulliert

Am Münchner Flughafen mussten am Samstag 130 Flüge annulliert werden, 220 Flüge hoben verspätet ab. Die Räumdienste befreiten ununterbrochen Start- und Landebahnen von den Schneemassen, Flugzeuge mussten enteist werden. Am Sonntag entspannte sich die Lage. Laut Flughafen gab es nur noch 15 Annullierungen. Die Lufthansa, die mit 90 ausgefallenen Flügen massiv betroffen war, teilte mit, alle Passagiere seien auf andere Maschinen umgebucht worden.

Chaos bei den Bahnen

Unter der Schneelast umkippende Bäume und vereiste Weichen machten dem Zugverkehr zu schaffen. Wegen Bäumen in der Oberleitung fuhren gestern zwischen Gauting und Starnberg sowie Ebenhausen und Wolfratshausen zeitweise keine S-Bahnen. Auch die Strecke Garmisch-Partenkirchen-Mittenwald war gesperrt, ebenso der Abschnitt zwischen Berchtesgaden und Bischofswiesen, sowie bei der Bayerischen Oberlandbahn die Gleise ab Holzkirchen in Richtung Tegernsee, Lenggries und Bayrischzell. Dort ist auch heute früh kein Zugbetrieb möglich. Grund sind vor allem tief eingeschneite Weichen, die nicht freigeräumt werden können, so eine Sprecherin. Probleme gab es auf der Strecke der Werdenfelsbahn Richtung Kochel, wo die Züge schon in Seeshaupt endeten. In Niederbayern blieb der Betrieb der Waldbahn eingestellt. Nur auf einem kurzen Abschnitt zwischen Plattling und Deggendorf verkehre ein Zug im Pendelverkehr, teilte der Betreiber am Sonntag mit. Mitarbeiter waren in Zügen mit Schrittgeschwindigkeit unterwegs, um Bäume und Äste von der Strecke zu räumen. Gestern war unklar, wie lange die Arbeiten noch dauern.

Staus auf den Straßen

Lange Staus verlangten den Autofahrern starke Nerven ab. Liegengebliebene Autos und Lastwagen sorgten unter anderem auf der Lindauer Autobahn und der A92 (Deggendorf) für zähen bis stehenden Verkehr. Die Salzburger Autobahn war am Sonntag zwischen Schweinbach und Bergen wegen umgestürzter Bäume gesperrt. Die Folge: 30 Kilometer Stau. Auch Richtung Stuttgart gab es Stau.

In München mussten wiederholt festgefahrene Linienbusse von der Feuerwehr flott gemacht werden. In Kolbermoor (Kreis Rosenheim) stürzte am Samstag ein Fußgänger (61) auf die Straße. Eine Autofahrerin (54) aus Bad Aibling sah den Mann nicht und überfuhr ihn. Der Kolbermoorer schwebt laut Polizei nicht in Lebensgefahr.

In Franken und Niederbayern war die Lage entspannter. Es gebe keine relevanten Unfälle, die Straßen seien frei, teilte die Polizei mit.

Touristen sitzen fest

Auch im benachbarten Österreich kam es zu Straßensperren und Flugausfällen. In Bergregionen wurden diverse Straßen wegen Lawinengefahr gesperrt. Im Sölktal in der Steiermark saßen 600 Bewohner und Touristen fest. In den Skigebieten Obertauern und Saalbach-Hinterglemm waren 12 000 Touristen eingeschlossen. Der Ort ist vom Straßennetz abgeschnitten. Eine Gefahr für die Urlauber gebe es aber nicht, sagte Bürgermeister Alois Hasenauer. In Nieder- und Oberösterreich waren zeitweise 14 000 Haushalte ohne Strom.

Am Sonntagmorgen fiel auf der Bahnstrecke der Salzburg-Tiroler-Bahn zwischen Saalfelden und Leogang ein Baum auf die Oberleitung. Der Nachtzug aus Graz musste auf freier Strecke stehen bleiben – die Bahnreisenden vier Stunden im Zug ausharren. Die Heizung habe aber funktioniert, sagte ein Sprecher der österreichischen Bundesbahn.

Am Samstag kam ein Paar aus dem Landkreis Fürth im Skigebiet von Obertauern (Bundesland Salzburg) wegen der schlechten Sichtverhältnisse von der Piste ab – und blieb in den Schneemassen stecken. Die Bergrettung musste die beiden retten. Die bereits extrem erschöpfte Frau sei mit einem Flaschenzug geborgen worden, teilte die Salzburger Polizei mit.

Lage bleibt angespannt

Für Teile der Alpen ist die zweithöchste Lawinenwarnstufe ausgerufen worden. Die Skala beginnt bei Stufe 1 (geringe Gefahr) und endet bei Stufe 5 (sehr große Gefahr). Wie der Lawinenwarndienst Bayern erklärte, ist mit sich selbst auslösenden Lockerschnee- und Schneebrettlawinen zu rechnen, „die in der Sturzbahn auf tiefere Schichten durchschlagen und damit große Ausmaße erreichen können“. Die Meteorologen erwarteten gestern, dass der Schneefall im Süden Bayerns in der Nacht zum Montag anhält. In den Tälern würden zehn bis 15 Zentimeter Neuschnee, auf den Gipfeln 40 Zentimeter erwartet.

WOLFGANG HAUSKRECHT

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