„Der Mann hatte einen Sechser im Lotto“

von Redaktion

5 FRAGEN AN

Marcus Wasensteiner, 44, ist Mitglied der Bergwacht Lenggries, gleichzeitig arbeitet er bei der Skiwacht Brauneck. Gerade erst haben sie einen 31-jährigen Mann aus einer Lawine gerettet.

Ein Mann aus dem Raum Tegernsee war am Sonntag abseits der Piste unterwegs, als er von einer Lawine verschüttet wurde. Was genau ist passiert?

Der Skifahrer ist im Nahbereich einer Piste gefahren, die wegen Lawinengefahr gesperrt war. Er war in einer Gruppe unterwegs, ist in den Hang eingefahren und hat ein Schneebrett ausgelöst. Er war 1,50 Meter verschüttet. Sehr schnell waren Passanten und auch die Bergwacht vor Ort. Man hat sogar die Skispitze gesehen, die aus dem Schnee ragte.

Wie lange war der Mann verschüttet?

Der Skifahrer wurde ansondiert und nach einer halben Stunde geborgen. Er hatte eine Atemhöhle – das war sein Glück. Der Bergwachtnotarzt war sofort vor Ort. Das war ein Sechser im Lotto, den der Mann gezogen hat. Das muss man so sagen. Es lief optimal für ihn.

Wie ist die Lawinensituation am Brauneck gerade?

Es ist heikel. Wer was macht abseits der Piste, der sollte sich sehr gut auskennen. Aufgrund der Schwere und Menge an Neuschnee herrscht nicht nur Lawinengefahr. Wenn man versucht, sich im Wald zu bewegen, können einem auch Bäume auf den Kopf fallen. So wie es am Sonntag einem Mann passiert ist, der am Blomberg unterwegs war. Es ist eine angespannte Situation. Auch in den Tallagen ist es gefährlich, nicht nur in der Höhe.

Sind die Menschen leichtsinniger geworden?

Es sind heutzutage mehr Menschen als früher abseits der Piste unterwegs – weil es mit dem modernen Equipment einfacher geworden ist. Breite Ski fahren im Tiefschnee einfach besser, so was gab es früher nicht. Heute ist das ein Trendsport. Der Ausbildungsstand ist sogar besser geworden. Es macht einfach Spaß abseits der Piste – und der Gedanke an Lawinen ist manchmal weit, weit weg.

Wie lange sind Sie jeden Tag im Einsatz?

Um 16.30 Uhr geht die letzte Gondel nach oben. Wir fahren dann in der Regel kurz vor 17 Uhr ab. Es kann auch mal länger dauern, wenn man Leute ohne Stirnlampe trifft, weil es früh dunkel wird. Aber mein Piepser bleibt an. Der ist tagsüber in der Hosentasche und nachts steckt er in der Ladestation in der Nähe vom Bett. Es kann gerade immer passieren, dass er losgeht.

Interview: Stefan Sessler

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