6 FRAGEN AN
Wenig Beute, lange Haftstrafen. Lohnt es sich überhaupt noch, eine Bank zu überfallen? Nein, sagt Silke Wolf, Geschäftsführerin des Bayerischen Bankenverbands. Inzwischen haben Banken auch eher ein anderes Problem: gesprengte Geldautomaten.
Wie viel kann man in einer normalen Bankfiliale noch erbeuten?
Nur noch Dumme überfallen Banken. Es lohnt sich nicht mehr. Die Barbestände sind sehr niedrig. Viele Filialen haben gar kein Bargeld mehr, beschaffen es nur auf Kundenbestellung. Die Schalterräume haben Überfallmelder mit direktem Draht zur Polizei und Videoüberwachung. Und die Kassenterminals geben nur Kleinbeträge direkt aus. Größere Beträge kann man nur zeitverzögert abrufen.
Die Verzögerung ist in der Regel wie lange?
Je nach Betrag kann das mehrere Minuten dauern. Und diese Zeitverzögerung kann der Bankmitarbeiter auch nicht ausschalten.
Und der Tresor im Keller?
Auch da gibt es mittlerweile nur noch geringe Geldbestände, die in der Regel zusätzlich abgesichert sind.
Ist der Geldautomat das neue Ziel der Täter? Erst jüngst gab es eine Serie von Automatensprengungen in der Region.
Das ist in der Tat ein wichtiges Thema. Die Kreditwirtschaft steht im Dialog mit Herstellern und Polizei und hat Maßnahmen ergriffen, um die Automaten sicherer zu machen. Die Schäden sind zum Teil sehr hoch. Da werden ganze Geldausgabeautomaten aus den Terminalräumen transportiert oder direkt dort gesprengt. Wir sind in Bayern in enger Abstimmung mit der Polizei. Die Polizei weiß, wo welche Automaten stehen, von welchen Herstellern sie stammen. Denn da gibt es Unterschiede. Einige Modelle sind weniger anfällig, andere mehr. Die Polizei hat diese spezifisch im Visier.
In anderen Ländern gibt es Schleusensysteme. Da kommt man nur in die Bank, nachdem man gecheckt wurde.
In Deutschland will man sich eher offen präsentieren für den Kunden. Einige Banken gestalten ihre Filialen zu Flagship-Stores um, mit Kaffeeautomaten, Sitzmöglichkeiten und Spielecken für die Kinder. Man will auf den Kunden zugehen und sich nicht abschotten.
Wie lange gibt es überhaupt noch Bargeld?
Der Deutsche liebt sein Geld. Die Nutzung von Bargeld liegt beim Handel immer noch bei rund 50 Prozent. Solange der Kunde Bargeld wünscht, werden Banken dieses Zahlungsmittel zur Verfügung stellen.
Interview: Wolfgang Hauskrecht