Kannibalen und Schildkrötenjäger

von Redaktion

In Deutschland gibt es viele invasive Arten, die für Probleme sorgen

München – In Deutschland gibt es 168 invasive Tier- und Pflanzenarten. In der gesamten EU gehen Experten von rund 12 000 gebietsfremden Arten aus, von denen etwa 15 Prozent als invasiv gelten, weil sie Schäden anrichten. Hier einige Beispiele.

Mangels natürlicher Feinde breitet sich der aus Nordamerika stammende Waschbär rasant in Deutschland aus. Im Jagdjahr 2017/18 stieg die Zahl auf über 2700 Tiere an. Das Raubtier wurde einst zur Pelzzucht hergebracht, jetzt frisst er heimische Tierarten wie die bedrohte Europäische Sumpfschildkröte, das Birkhuhn und andere seltene Vogelarten. Im Freistaat kommt er vor allem in Nordwest-Bayern vor, auch in München wurde er schon gesichtet.

Auch der aus China und Japan stammende Marderhund, der oft mit dem Waschbär verwechselt wird, hat sich stark ausgebreitet. Im Stadtstaat Bremen zum Beispiel hat das nachtaktive Pelztier sein Areal in den vergangenen elf Jahren verachtfacht. Artenschützer stufen ihn als weniger schädlich als andere invasive Arten ein.

Im Norden Deutschlands machen sich Nandus breit. Die straußenähnlichen Tiere stammen aus Südamerika. Vor etwa 20 Jahren entliefen einige Großvögel aus einem Gehege in Schleswig-Holstein. Seitdem vermehren sie sich in freier Wildbahn. Jetzt soll das begrenzt werden. Die Laufvögel verursachen Schäden bei Raps und Getreide.

Seit ein paar Jahren kommt der amerikanische Signalkrebs im Isarwerkkanal in München vor. Auch in der Isar sind einzelne Exemplare nicht auszuschließen. Die Signalkrebse übertragen die Krebspest, die für das Verschwinden einheimischer Krebse verantwortlich ist. Es ist praktisch unmöglich, ein Gewässer wieder frei zu kriegen, in das der Signalkrebs einmal eingeschleppt wurde.

Die Schwarzmundgrundel kam wohl als blinder Passagier übers Schwarze Meer in die Donau. Die kräftigen Fische können sich beim Beutewettbewerb gegen andere Arten durchsetzen und verdrängen so angestammte Fischarten wie Barbe und Aitel.

19 statt sieben Punkte hat der Asiatische Marienkäfer. Er verdrängt den heimischen Marienkäfer – und ist ein echter Kannibale. Gibt es nicht genug Blattläuse, frisst der Asiate seine europäischen Artgenossen. Ursprünglich war er zur biologischen Schädlingsbekämpfung nach Europa eingeführt worden.

CARMEN ICK-DIETL

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