5 FRAGEN AN
Bayerns Energieminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) zeigt sich zufrieden mit dem Kohleausstieg. Er rechnet mit einem Schub für erneuerbare Energien.
Kohleausstieg bis 2038 – Ehrgeiz oder ein fauler Kompromiss?
Ich halte es für einen vernünftigen Kompromiss. Damit ist auch gesellschaftlicher Friede verbunden. Dass sich von der Großindustrie bis zur Umweltszene die Leute geeinigt haben, ist gut fürs Land.
Ist es denn ein großer Unterschied, ob wir dreckige Kohle verfeuern oder russisches Gas?
Ja, deutlich. Pro erzeugter Stromeinheit aus Gas habe ich nur etwa ein Drittel der CO2-Belastung wie aus Kohle. Gas ist deutlich umweltfreundlicher. Die Vision ist ja sogar, erneuerbares Gas einzusetzen – ein völlig klimaneutraler Kreislauf.
Droht der Energieversorgung insgesamt jetzt nicht die Schieflage? War nicht der Ausstieg aus der Kernenergie falsch?
Nein, der war überfällig. Solange nichts passiert, ist Kernenergie scheinbar eine bequeme Sache. Da wurde aber eigentlich mit der Bewohnbarkeit von ganzen Landstrichen experimentiert. Wenn da irgendwo etwas passiert in unserem dicht besiedelten Land, dann gnade uns Gott. Insofern ist Atomenergie für mich keine Option für die Zukunft.
…sagt der Wirtschafts-minister, auch wenn die Wirtschaftsverbände das anders sehen?
Eine Verlängerung der Restlaufzeiten würde einen Volksaufstand in Deutschland nach sich ziehen. Das würde auch massive Kosten bringen für das Einlagern von Atommüll – finanziell ein Bumerang.
Keine Kohle, keine Kernenergie – können Sie ausschließen, dass am Ende der Stromkunde der Depp ist und einen viel höheren Preis zahlt?
Das abgeschriebene Braunkohlekraftwerk liefert natürlich günstigen Strom. Aber die sozialen Folgelasten, die Renaturierung der Abbaugebiete – da ist die Vollkostenrechnung der angeblich so billigen Kohle für den deutschen Steuerzahler auch nicht so niedrig, wie es auf den ersten Blick aussieht. Mit dem Kohleausstieg verbunden ist: Die erneuerbaren Energien sind massiv rentabel. Ich erwarte einen Schub für Fotovoltaik, vor allem auf Freiflächen, für Speichertechnik und in Richtung Gaskraft. Nicht akzeptieren würde ich die Forderung, jetzt für viele Milliarden Euro massiv Netze auszubauen. Aus Holland, Tschechien, Polen den Kohlestrom zu holen, wäre der falsche Weg.
Interview: C. Deutschländer