Nichts lässt den Blutdruck von New Yorkern schneller ansteigen als der Straßenverkehr. Bank-Rezeptionistin Dulcie D. aus Queens, die täglich nach „Midtown“-Manhattan zur Arbeit pendelt, fasst das Dilemma so zusammen: „Die Subway ist alt, pannenanfällig, im Sommer zu heiß und überfüllt. Wer ein Auto besitzt, findet in Manhattan keine Parkplätze oder steht Stunden im Stau. Das Gleiche mit Bussen. Also fahre ich mit dem Rad, außer es schneit.“
Seit Jahrzehnten lebt die Stadt mit dem täglichen Verkehrs-Infarkt, und wann immer sich eine Lösung andeutet, wird diese im politischen Streit zerrieben. So erging es auch der jüngsten Idee – einem „Stau“-Zuschlag. Die Gebühr dafür sollte um die 2,50 US-Dollar für die einfache Fahrt liegen und bis auf zwölf Dollar ansteigen für die am stärksten vom Verkehr betroffenen Teile Manhattans. Verblüffend ist, dass es gar nicht die Pendler sind, die das Problem verschärft haben. Seit 2010 hat sich die Zahl jener „black cars“, die für Mitfahr-Unternehmen wie Uber fahren, verdreifacht – rund 110 000 von ihnen sind täglich in der Stadt unterwegs.
45 Prozent der Bewohner von New York City besitzen ein Auto, diese Zahl sinkt auf 20 Prozent, wenn es um Manhattan geht. Beim Verkehr spielen diese Privatwagen nur eine untergeordnete Rolle. Sie werden meist für Notfälle oder Ausflüge ins Umland benutzt, denn die Besitzer wissen: Wenn sie zurückkehren, ist der Parkplatz vorm Haus erst mal weg. F. DIEDERICHS