München – In Schweden, Großbritannien oder den Niederlanden gilt E-Sport bereits als Sportart. Auch in Deutschland hat die Bundesregierung das geplant. So steht es im Koalitionsvertrag. Geschehen ist es noch nicht. Vermutlich spielt der Widerstand des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB) eine Rolle. Der fordert, nur Spiele mit Sportbezug zu akzeptieren, keine Ballerspiele. Bei diesen handle es nicht um E-Sport, sondern um E-Gaming. Der Bund hat sich dieser Haltung angeschlossen. Es gebe kein Anerkennungsverfahren für Sportarten durch die Bundesregierung, hieß es zuletzt.
Als Sportart könnte der E-Sport ebenso von der Gemeinnützigkeit profitieren wie andere Sportvereine. Ehrenamts- und Übungsleiterpauschale oder die steuerliche Abzugsfähigkeit von Spenden sind Beispiele.
Der eSport-Bund Deutschland (ESBD) ist verärgert. Die Einschränkung auf sportbezogene Videospiele sei „ein deutlicher Rückschritt“, sagte ESBD-Präsident Hans Jagnow. Sportbezogene Spiele seien nur ein kleiner Teil des E-Sports. Tatsächlich sind E-Games der lukrativste Teil der Branche. Die Regierung müsse zum Koalitionsvertrag stehen. Die DOSB-Haltung bezeichnete Jagnow als „sportfachlich nicht vertretbar“. Der DOSB kündigte an, man wolle im Gespräch bleiben.
65 Prozent der Deutschen haben laut einer You-Gov-Umfrage bereits von E-Sport gehört. 37 Prozent gaben an, zu wissen, was das ist. „E-Sport ist ein Massenphänomen“, sagt Felix Falk, Geschäftsführer des Verbands der deutschen Games-Branche. Der Autobauer Daimler beteiligt sich deshalb an SK Gaming, einem der größten Gaming-Unternehmen weltweit. „Uns fasziniert die Begeisterung der jungen digitalen Generation für professionelles Gaming und die völlig neue Art des Medienkonsums und der Kommunikation innerhalb der Fangemeinde“, sagte Marketing-Chefin Bettina Fetzer.
Auch der 1. FC Köln steigt bei SK Gaming ein, das seinen Hauptsitz ebenfalls in Köln hat. Der Traditionsfußballverein will die Spieler von SK Gaming beim Training unterstützen – und erhofft sich selbst neue Chancen in dem rasant wachsenden Markt.
„Sport1“ ist gerade erst in Deutschland, Österreich und der Schweiz mit dem Pay-TV-Kanal eSports1 auf Sendung gegangen, der über diverse Internet-Plattformen abonniert werden kann. Im Free-TV von Sport1 hatte gestern das zweiwöchige Magazin „Inside eSports“ Premiere.
In der Sportszene, in der selber gerne am Computer gespielt wird, sind die Meinungen unterschiedlich. Hoffenheim-Coach Julian Nagelsmann nannte den E-Sport „faszinierend“. Er selber habe aber keinen Bezug dazu. Der zweifache Paralympicssieger Heinrich Popow sagte: „ Wir dürfen nicht darüber urteilen, was Sport ist und was nicht“. Das müsse die Gesellschaft tun. Er selbst würde sofort E-Profi werden. „Leider bin ich da ein totaler Loser.“
Allerdings geht es bei diesen Aussagen meist um sportbezogene Spiele. Und das ist der bisher ungelöste Knackpunkt. Der Deutsche Behindertensportverband erklärte, Ballerspiele seien „ethisch und moralisch nicht vertretbar“. Gerne würde der E-Sport auch olympisch werden. Das Internationale Olympische Komitee hat erklärt, dass es nicht an der Zeit sei dafür. wha