„Wir verstehen uns als Athleten“

von Redaktion

5 FRAGEN AN

Tobias Benz leitet den Bereich E-Sport an der Hochschule für angewandtes Management in Ismaning. Der 27-Jährige war bereits Manager eines E-Sport-Teams. Seine Studenten lernen bei ihm, wie man ein Team betreut, E-Sport-Veranstaltungen organisiert und vermarktet.

Seit dem Wintersemester 2018/19 kann man bei Ihnen E-Sport-Management studieren. Warum?

Den Studiengang haben wir entwickelt, weil dieser junge Bereich E-Sport eine unglaubliche Dynamik hat. Ich bin selbst mit E-Sport groß geworden und weiß daher, wie unprofessionell es in der Szene teilweise zugeht. Dem wollen wir entgegenwirken und entsprechende Strukturen schaffen.

Ist E-Sport denn überhaupt Sport?

Bei uns an der Hochschule: ganz klar ja. Ich bin mir jedoch bewusst, dass diese Frage durchaus kontrovers diskutiert wird. Eines hat E-Sport aber auf jeden Fall geschafft: den klassischen Sport in eine Sinnkrise zu stürzen. Er muss sich fragen: Was ist Sport im digitalen Zeitalter?

Eines der Hauptargumente gegen die Anerkennung von E-Sports als Sport ist, dass das kommerzielle Interesse zu sehr im Vordergrund stünde.

Kommerzielle Interessen gibt es überall im Sport. Und E-Sport hat große Potenziale, auch ökonomisch. Wir haben einerseits eine junge, durchaus solvente Zielgruppe. Andererseits ist es ein sehr spannendes Thema für Unternehmen, genau hier Werbung zu treiben. Abgesehen davon zählt ja Motorsport auch als Sport.

Welche Fähigkeiten schult denn das Computerspielen?

Bei vielen Spielen geht es darum, zu kommunizieren und als Team ein gemeinsames Ziel zu erreichen. Oft muss man sich hierfür international vernetzen. Bei anderen Spielen muss man wirtschaften und lernt, mit Ressourcen umzugehen. Da muss man einzelne Prozessschritte reflektieren. Das, was man lernen kann, ist also sehr vielfältig.

Im Profi-Bereich trainieren die Spieler oft mehr als acht Stunden täglich. Wo zieht man die Grenze zur Computerspielsucht?

Fußballspieler trainieren zehn Stunden täglich. Das kenne ich noch aus meiner eigenen Zeit in der Junioren-Bundesliga beim VfB Stuttgart. Gegenfrage: Wo zieht man hier die Grenze zur Fußballspielsucht? Es geht darum, zielgerichtet zu trainieren und nicht einfach nur zu „daddeln“. Die Athleten verstehen sich ja auch als Athleten. Interview: Katja Brenner

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