Arbeit dahoam – das sagen die Chefs

von Redaktion

Die SPD will ein Recht auf Arbeiten von zu Hause aus per Gesetz festschreiben. Wir haben Unternehmen und Behörden in der Region gefragt, wo Grenzen und Chancen von Home Office liegen.

München – Andreas Kunze ist Gründer und Geschäftsführer von Konux. Die Münchner Technologie-Firma entwickelt intelligente Sensoren, mit denen Eisenbahnunternehmen ihre Pünktlichkeit verbessern können. Kunze beschäftigt etwa 30 Mitarbeiter und sagt: „Es geht nicht darum, wo jemand arbeitet oder wie viele Stunden er/sie in einem Büro sitzt, sondern um das Ergebnis.“ Konux biete den Mitarbeitern deshalb größtmögliche Flexibilität. „Selbstverständlich erwarten wir Anwesenheit bei Kundenterminen und Meetings, ermöglichen aber auch das Arbeiten von zu Hause ohne limitierte Home-Office-Tage.“ Einige der Beschäftigten leben in anderen Städten und arbeiten ein bis zwei Tage pro Woche von zu Hause.

Auch beim Elektronikunternehmen Texas Instruments, das am Standort Freising rund 1500 Mitarbeiter beschäftigt, befürworten sie Home Office. „Die Voraussetzung ist natürlich, dass es zu Hause einen geeigneten Arbeitsplatz gibt“, sagt Sprecherin Andrea Hauptfleisch. Für Ingenieure, die auf Laborgeräte angewiesen sind, sei das Arbeiten von daheim aus natürlich schwieriger als für Kollegen, die an gewöhnlichen Rechnern arbeiten.

„Für uns als mittelständische Spedition ist die SPD-Forderung nur schwer umsetzbar“, sagt Renate Stiebing von der Spedition Weber in Freising. Die Firma mit zwölf Angestellten hat zwei Bürostellen. „Gerade der unmittelbare Kontakt zu den Kunden, vor Ort im Büro unseres Betriebs“, sagt Stiebing, „ist unsere Stärke. Zudem muss man häufig schnell reagieren, sei’s bei einer wichtigen Entscheidung oder der sofortigen Umsetzung eines Besichtigungstermins vor einem Umzug. Da ist es wichtig, dass man im Büro abrufbar ist.“

Seit einem Jahr gibt es am Landratsamt Miesbach eine Dienstvereinbarung zur Regelung von Telearbeit. Grundsätzlich kann damit jeder Mitarbeiter im Home Office arbeiten – und zwar an vier von fünf Werktagen, teilt Pressesprecher Birger Nemitz mit. Zwei Einschränkungen gibt es: Der Mitarbeiter muss bereits zwei Jahre im Haus sein. Und der jeweilige Dienstbereich muss für Heimarbeit geeignet sein. Obwohl die Regelung recht neu ist, erfreut sie sich bereits großer Beliebtheit, berichtet Nemitz. 25 der insgesamt 400 Mitarbeiter würden im Home Office arbeiten. „Tendenz steigend.“

Im Mammendorfer Institut für Physik und Medizin (MIPM) hat man sehr gute Erfahrungen mit Home Office gemacht. Rund 25 Prozent der Belegschaft des weltweit agierenden Herstellers von medizinischen Geräten nutzen es regelmäßig. Gerade bei Projektarbeiten, für die man Ruhe braucht, habe sich Home Office als sehr vorteilhaft erwiesen, berichtet Junior-Chefin Jennifer Rosenheimer.

Bei der Sparkasse Bad Tölz-Wolfratshausen (452 Mitarbeiter) gibt es Home Office „so gut wie nicht“, sagt Sprecher Willi Streicher. „Grund dafür sind vor allem die Vorgaben der Datenschutzverordnung, das Bankgeheimnis und Sicherheitsaspekte“, sagt Streicher. „Wir sind eben keine 08/15-Branche.“

Wacker Chemie hat in München rund 850 Mitarbeiter. Christian Hartel ist Vorstandsmitglied und für den Bereich Personal zuständig. Er sagt: „Wacker sieht in der Digitalisierung große Chancen. Wir haben im vergangenen November ein Pilotprojekt zum mobilen Arbeiten in unserer Hauptverwaltung in München gestartet, das zunächst auf ein Jahr angelegt ist. Unter definierten Voraussetzungen können Mitarbeiter flexibel ihren Arbeitsort wählen und so auch von zu Hause aus arbeiten.“

Die Münchner Patentanwaltskanzlei df-mp diskutiert gerade über die Frage, ob sie ihren Mitarbeitern Home Office anbieten soll. „Theoretisch könnte man Räume einsparen. Die Frage ist allerdings, wie sich das planen lässt“, sagt Patentanwalt Rainer Friedrich. Voraussetzung sei zudem, dass alle Dokumente elektronisch vorliegen, damit man von zu Hause aus darauf zugreifen könne.

Die Landeshauptstadt München beschäftigt fast 40 000 Mitarbeiter – und setzt auf Home Office, um im Rennen um Fachkräfte zu punkten: „Die Stadt verfolgt damit das Ziel, ihre Attraktivität als Arbeitgeberin zu steigern“, sagt Tobias Stephan, Sprecher des Personalreferats.

Home Office bietet die Heinzel Paper – Raubling Papier GmbH mit Sitz in Raubling bei Rosenheim schon seit mehreren Jahren an. Von den 170 Mitarbeitern kann dieses Angebot ein kleinerer Personenkreis nutzen, denn ein Großteil der Belegschaft des Papierherstellers ist in der Produktion und Technik tätig. „Es lohnt sich, konzeptionelle Arbeiten, für die Ruhe und Konzentration nötig sind, auch mal im Home Office zu erledigen“, sagt Personalleiterin Pia Sattler. Mindestens drei Arbeitstage pro Woche sei die Anwesenheit im Betrieb jedoch Pflicht.

Martin Eickelschulte ist Geschäftsführer der Eickelschulte AG mit Sitz in Starnberg. Er berät mittelständische Unternehmen im IT-Bereich. Von 30 Mitarbeitern arbeiten vier bis fünf im Büro. Alle anderen sind im Außendienst oder im Home Office. „Wir sind sehr flexibel und bieten das jedem an“, sagt Eickelschulte. Aber: „Man muss Disziplin mitbringen, damit man zu Hause nicht etwas anderes macht.“

ODU ist ein international tätiger Hersteller von Steckverbindungen. Das Unternehmen beschäftigt weltweit 2300 Mitarbeiter, davon 1200 in Mühldorf. Geschäftsführer Kurt Woelfl sagt: „ODU bietet seinen Mitarbeitern flexible Arbeitszeitmodelle an. So auch die Möglichkeit, die Arbeit gelegentlich von zu Hause aus zu erledigen, wenn es die Tätigkeit erlaubt.“

Bei der Firma Eagle-Burgmann in Wolfratshausen, einem Global Player in Sachen Dichtungstechnik, hat man die Zeichen der Zeit erkannt. Unter den 1400 Mitarbeitern, die die Firma zwischen Isar und Loisach beschäftigt, wird der Ruf nach mobilem Arbeiten immer lauter. „Bei Mitarbeitern und auch bei Bewerbern besteht ganz klar der Bedarf und der Wunsch nach flexiblen Arbeitszeitmodellen. Dem möchten wir entgegenkommen“, sagt Katrin Lumpp, Vice President Human Resources.

Die Sanacorp GmbH, ein Großhändler für Arzneimittelbelieferung, hat 3000 Mitarbeiter, davon knapp 400 am Hauptsitz im Würmtal. Beim Thema Home Office ist Sanacorp entspannt. „Wir praktizieren dies bereits, wenn auch nicht in großem Stil“, sagt der leitende Mitarbeiter Matthias Dehmel. „Wir können nicht jedem Mitarbeiter ein Einzelbüro bieten, daher sind umfangreiche Konzepte zu Hause womöglich besser zu machen.“

Bei Michael Landl in Wolfratshausen geht es locker zu, was die Anwesenheit im Büro betrifft. „In unserer Branche ist es zweitrangig, wo wir unsere Leistung erbringen“, sagt er. Sein Unternehmen Madmen Onlinemarketing hat 18 Mitarbeiter und ist spezialisiert auf Suchmaschinenoptimierung. Landl erinnert sich, dass ein Angestellter einmal zwei Monate von Südostasien aus gearbeitet hat, sechs Stunden am Tag. „Das WLAN da unten ist besser als in Bayern, da hat es überhaupt keine Probleme gegeben.“  mh, fs, st, bst, ast, vo, ps, sg

In der Spedition heißt es: Home Office geht nicht

Ein Mitarbeiter hat lange von Asien aus gearbeitet

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