Halsbruch im Pokalfinale

von Redaktion

Der Bremer Bert Trautmann wurde bei Manchester City zur Legende

VON GÜNTER KLEIN

München – Gerade wurde bei uns die 100. Wiederkehr des Geburtstags von Toni Turek gefeiert, dem Weltmeistertorwart von 1954, dem „Fußballgott“, dem „Teufelskerl“, so wurde er in der Radioreportage vom Endspiel genannt. Doch selbst Turek-Biograf Werner Raupp findet, der Nummer-eins-Platz im deutschen Tor wäre einem anderen zugestanden: Bert Trautmann. „Die werdende Legende der englischen Liga galt weltweit als einer der besten Torhüter und überragte Turek zweifelsohne.“ Auch das 1969 erstmals erschienene und immer wieder neu aufgelegte Buch „Die besten elf Torhüter“ führt nicht Turek, sondern Trautmann auf.

Bert Trautmann war nie deutscher Nationalspieler. Sepp Herberger, Bundestrainer zu Trautmanns Glanzzeit in den Fünfzigerjahren, hatte einfach die Grundsatzentscheidung getroffen: keine „Legionäre“ in der deutschen Nationalmannschaft. Gegen Trautmann persönlich hatte er gar nichts.

Trautmann, gebürtiger Bremer, gelernter Automechaniker, war im März 1945 in englische Kriegsgefangenschaft geraten – und entschloss sich, zu bleiben. „Meine Erziehung begann mit dem Tag, als ich in England ankam. Die Leute sahen in mir keinen Kriegsgefangenen, sie sahen in mir ein menschliches Wesen“, sagte er. Als man ihn zu Weihnachten 1948 erstmals nach Deutschland auf Urlaub ließ, sammelten die Engländer für ihn „einen Schrankkoffer voller Lebensmittel. Mich hat das tief bewegt“.

Die Anerkennung als Sportler musste er sich erarbeiten. 1956 das berühmte FA-Cup-Finale. Er stand im Tor von Manchester City, er wurde verletzt, doch er hielt durch, verteidigte die Führung. Bei der Untersuchung hinterher stellte sich heraus: Bert Trautmann hatte sich das Genick gebrochen. Sein Leben hing am seidenen Faden. Eine solche Selbstlosigkeit vergisst man in England nicht. Der Deutsche wurde zum Fußballer des Jahres gewählt, und sein Nachruhm führte dazu, dass ihn 2004 die Queen mit dem Order of the British Empire ehrte. Für seine Verdienste um die Freundschaft zwischen Deutschland und England. Dem DFB war Trautmann nie gram wegen der Herberger-Klausel. Er diente dem deutschen Verband als Attaché während der WM 1966 und der EM 1996, und er ließ sich einspannen fürs Entwicklungshilfeprogramm des DFB. Er übernahm immer wieder kleine Nationalmannschaften, vor allem in Asien, auch mal in Afrika. Trautmann coachte mit Preußen Münster und dem SC Opel Rüsselsheim auch deutsche Clubs, seinen Lebensmittelpunkt verlegte er aber nach Spanien, wo er 2013 mit 89 Jahren an einem Herzinfarkt (nicht seinem ersten) starb.

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