Es war ein Durchbruch – und eine Niederlage zugleich: Vor genau 50 Jahren, am 13. Februar 1969, verpflanzte ein Münchner Chirurgen-Team um Rudolf Zenker das erste Herz in Deutschland. Die OP gelang, doch der Patient überlebte nur 27 Stunden (siehe unten). Die Chirurgen Werner Klinner und Fritz Sebening hatten unter Zenkers Leitung den Eingriff ein ganzes Jahr lang akribisch vorbereitet. Der Tod des Patienten war für sie eine niederschmetternde Nachricht. Zenker trat damals kurz angebunden vor die Presse, verlas eine Stellungnahme, nannte die Organverpflanzung einen Misserfolg. Dann verließ er den Saal. Trotzdem: Die Pionierleistung der Münchner Chirurgen machte die Organspende richtig bekannt – allein im vergangenen Jahr wurden mehr als 300 Herzen in Deutschland transplantiert, seit 1969 rund 13 000 (siehe Kasten). Die weltweit erste Herzverpflanzung hatte 1967, exakt 430 Tage vor den Münchnern, der südafrikanische Herzchirurg Christiaan Barnard unternommen. Doch auch sein Patient starb kurz darauf, nämlich rund drei Wochen später.
Mit ihrem letzten Wunsch schrieb Emma Salvermoser Geschichte. „Wenn ich in die Lage kommen sollte, spende ich mein Herz für einen kranken Menschen“, hatte sie gesagt – damals, im Dezember 1967. Ein gutes Jahr danach, an einem verschneiten Mittwochnachmittag, geriet ihr Käfer bei Kilometer 2,5 auf der B 471 ins Schleudern – und prallte frontal gegen einen Laster. Nur wenige Stunden darauf wurde Emma Salvermoser aus Günding, 39 Jahre alt und dreifache Mutter, zur ersten Herzspenderin der Bundesrepublik. Mit schweren Schädelfrakturen hatten sie die Sanitäter ins Dachauer Krankenhaus eingeliefert, danach kam sie in die Chirurgische Universitätsklinik nach München. Schon am Abend dieses 12. Februar 1969 stand jedoch fest: Emma Salvermoser hat keine Chance mehr. Am Morgen darauf erklärten sie die Ärzte dann für tot.
Das Herz der Emma Salvermoser schlug 27 Stunden und 43 Minuten in der Brust eines schwer kranken Familienvaters, Josef Zehner, aus Garching bei München. Dann hörte es auf. Das Herz war zu stark geschädigt von dem Autounfall – und der 37-jährige Patient zu stark geschwächt. Im Zweiten Weltkrieg hatte Josef Zehner eine Scharlach-Erkrankung verschleppt. Die Folge: ein Herz-Muskel-Schaden, der immer schlimmer wurde. Die Kollegen in der Arbeit mochten „den Sepp“, angeblich haben sie ihm sogar vorgeschlagen: „Wir legen alle zusammen und schicken dich zum Barnard nach Südafrika.“ Also zu jenem Herzchirurgen, der das erste Herz weltweit verpflanzt hatte (siehe oben). Als Josef Zehner starb, war sein Sohn Günter gerade mal zehn Jahre alt. „Wenn die Krankheit meines Vaters später gekommen wäre – vielleicht hätte er es geschafft“, sagte der Sohn 2011 unserer Zeitung. bn