Was tun mit Heimkehrern? Ein Überblick

von Redaktion

München – Mehrere tausend ausländische Dschihadisten mit ihren Frauen und Kindern sind in die Hände der syrischen Kurden gefallen. Ihre Heimatländer stellen die Dschihad-Reisenden vor ein Dilemma, da sie bei einer Rückkehr ein unkalkulierbares Sicherheitsrisiko darstellen. US-Präsident Donald Trump hat nun die Europäer aufgerufen, rasch ihre Landsleute zurückzuholen und ihnen den Prozess zu machen. Andernfalls würden sie freigelassen. Ein weltweiter Überblick.

Frankreich

Von den französischen Dschihad-Reisenden befinden sich rund 130 in kurdischer Haft, darunter 70 bis 80 Kinder. Paris hat angekündigt, sie nach Frankreich zurückzuholen, doch bleibt unklar, wie eine Rückführung rechtlich und logistisch funktionieren soll.

Großbritannien

Im Januar ging die Regierung in London von rund 200 britischen Dschihadisten in Syrien und dem Irak aus, die sie als ernste Gefahr einstuft. 400 IS-Anhänger waren bis zum Juni vergangenen Jahres in die Heimat zurückgekehrt, die meisten von ihnen Kinder und Frauen. Rund 40 Rückkehrer mussten sich wegen Verbrechen vor der Justiz verantworten, während die Regierung für die anderen ein Programm aufgelegt hat, um sie zu deradikalisieren.

Belgien

Aus der belgischen Dschihadisten-Szene sind viele Anhänger in die Kriegszone gereist. Von den mehr als 400 belgischen Dschihad-Reisenden wurden Ende 2018 noch 150 im Irak und Syrien vermutet. Hinzu kommen etwa 160 Kinder und Jugendliche, die belgische Staatsbürger sind. Die Regierung in Brüssel will Kinder unter zehn Jahren zurückholen, wenn eine belgische Abstammung klar belegt ist.

Russland

Mit fast 4500 Dschihadisten stellt Russland eines der größten ausländischen Kontingente der IS-Miliz, wobei die meisten aus den muslimischen Kaukasusrepubliken stammen. Während die Regierung darauf setzt, die Kämpfer vor Ort zu töten, hat sie dem tschetschenischen Präsidenten Kadyrow die Aufgabe gegeben, die Heimführung der Frauen und Kinder zu organisieren.

Tunesien

Aus Tunesien hat sich eine große Zahl von Dschihadisten dem IS angeschlossen. Auf 3000 bis 5000 wird die Zahl tunesischer Extremisten geschätzt. Wie andere Staaten auch, will Tunesien seine Bürger nicht zurück, kann ihnen aber die Rückkehr nicht verwehren. Präsident Béji Caid Essebsi erklärte, ihnen drohe in diesem Fall ein Prozess und Haft.

Marokko

In dem Königreich werden Rückkehrer systematisch vor Gericht gestellt und zu Haftstrafen von bis zu 15 Jahren verurteilt. Seit Mitte 2018 wurde so mehr als 200 Rückkehrern der Prozess gemacht. Nach Schätzungen hatten sich mehr als 1600 Marokkaner Dschihadistengruppen angeschlossen.  afp

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