Marx fordert Ende der Vertuschung

von Redaktion

Münchner Erzbischof plädiert für eine transparente Verwaltung

Rom – Ein Ende der Geheimniskrämerei um sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche hat der Münchner Kardinal Reinhard Marx gefordert. Er prangerte offen Vertuschung und Machtmissbrauch an: „Akten, die die furchtbaren Taten dokumentieren und Verantwortliche hätten nennen können, wurden vernichtet oder gar nicht erst erstellt.“ Nötig seien nun Fakten und Offenheit.

Nicht Transparenz, sondern Taten und deren Vertuschung fügten der Kirche Schaden zu, betonte Marx vor Papst Franziskus und den anderen Teilnehmern des Spitzentreffens. „Der sexuelle Missbrauch von Kindern und Jugendlichen ist zu einem nicht geringen Teil auf den Machtmissbrauch im Bereich der Verwaltung zurückzuführen.“ Die Verwaltung habe nicht dazu beigetragen, dass der Sendungsauftrag der Kirche erfüllt werde, sondern dass dieser „verdunkelt“ und unmöglich gemacht wurde.

Immer wieder geraten auch hochrangige Kirchenvertreter in den Fokus, die Täter gedeckt haben sollen. „Transparenz bedeutet nicht die unkritische Annahme und die disziplinlose Verbreitung von Missbrauchsvorwürfen“, stellte Marx klar. Stattdessen sollten Vorwürfe geklärt und konkretisiert werden und die Öffentlichkeit, die Behörden und die römische Kurie zu gegebener Zeit darüber informiert werden. Es gebe keine Gründe, warum Missbrauchsfälle unter das päpstliche Geheimnis fallen sollten, sagte Marx.

Insgesamt müsse die Kirche vier Maßnahmen ergreifen: Vertraulichkeit und Geheimhaltung neu definieren, ihr Rechtssystem öffentlichen Standards anpassen, Zahlen und Einzelheiten zu Missbrauchsfällen öffentlich melden und gerichtliche Verfahren veröffentlichen. Fakten könnten Vertrauen stiften, sagte Marx. „Institutionelles Misstrauen führt zu Verschwörungstheorien bezüglich einer Organisation und Legendenbildung über eine Organisation.“  dpa

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