Frühling ist Nies-Zeit

von Redaktion

Der Heuschnupfen gibt sogar Experten Rätsel auf – die wichtigsten Fragen zur Volkskrankheit

München – Endlich Frühling! Viele Menschen atmen auf – andere würden am liebsten die Luft anhalten. Der Grund: Der Heuschnupfen kehrt zurück. Antworten auf die wichtigsten Fragen gibt Carsten Schmidt-Weber, Professor an der TU München und Leiter des Zentrums für Allergie und Umwelt.

Was ist Heuschnupfen genau?

Mediziner sprechen von allergischer Rhinitis – also einer durch Allergien verursachten Entzündung der Nasenschleimhaut. Auslöser können Hausstaubmilben sein, aber eben auch die Pollen von Pflanzen. „Dem Begriff nach bezieht sich Heuschnupfen eigentlich nur auf Gräser“, sagt Schmidt-Weber. Die Bäume seien aber mitgemeint – vom „Baumschnupfen“ spricht ja niemand.

Wann fliegen die meisten Pollen? Und wo?

Was wann unterwegs ist, verrät der Pollenflugkalender (siehe Grafik). Ein Blick darauf zeigt schnell: Die meisten Pollen sind zwar im Frühjahr unterwegs, frei davon ist aber kaum eine Jahreszeit. „Es gibt zum Beispiel eine neue Erlensorte, die schon im Dezember blüht“, sagt Schmidt-Weber. „Und wenn Sie dann nicht nur darauf reagieren, sondern zum Beispiel auch auf die Ambrosia, die erst im Herbst blüht, haben Sie fast das ganze Jahr zu tun.“

Können sich Allergien im Lauf der Zeit ändern?

Ja – aber nicht unbedingt in beide Richtungen. „Das kann einen zu jeder Zeit erwischen. Auch mit 30 oder 75“, sagt Schmidt-Weber. Häufig sei es so, dass mit der Zeit weitere Allergien hinzukommen. Fälle von wieder verschwindenden Allergien mag es geben. Verlässlich dokumentiert seien sie bislang aber nicht.

Wer ist betroffen?

Es gibt einen Stadt-Land-Faktor, sagt Schmidt-Weber: In Ballungsräumen tritt Heuschnupfen häufiger auf. Die Gründe sind unklar. Zudem ist Heuschnupfen erblich, teilweise. „Wenn schon ein Elternteil krank ist, hat das Kind ein höheres Risiko, auch zu erkranken.“

Wie finde ich heraus, ob ich Heuschnupfen habe?

Beim Allergologen gibt es verschiedene Formen von Tests, meistens an Haut oder Nase. Grundsätzlich gilt: Heuschnupfen ist sehr individuell, fast jeder Patient reagiert auf unterschiedliche Pollen unterschiedlich stark. Mono-Allergien sind allerdings selten.

Was sind Kreuzallergien?

Eine Allergie gegen bestimmte Pollen geht häufig mit einer Allergie gegen bestimmte Lebensmittel einher – weil sich die darin enthaltenen Allergie-Auslöser sehr ähnlich sind. „Wer zum Beispiel allergisch auf die Birke reagiert, wird wohl auch Probleme mit Hasel, Apfel oder Karotte haben“, sagt Schmidt-Weber.

Was hilft gegen Heuschnupfen?

Langfristig behandeln lässt sich Heuschnupfen mit der Immuntherapie oder Hyposensibilisierung. Die empfiehlt Schmidt-Weber schon bei einer Rhinitis – noch bevor daraus Asthma wird. Zur Behandlung der Symptome gibt’s Tabletten, Nasensprays oder Augentropfen. Diese Anti-Histaminika haben Nebenwirkungen – allen voran Müdigkeit. „Das lässt sich vielleicht umgehen, indem man sie abends einnimmt“, sagt der Experte. TOBIAS HANRATHS

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