Kassel – Pflege ist ein Wirtschaftsfaktor in Deutschland. Das Marktvolumen des ambulanten und stationären Pflegemarktes betrug 2016 fast 49 Milliarden Euro, davon 30,9 Milliarden im stationären Bereich.
Und die Zeichen stehen auf Wachstum. Das jedenfalls besagt eine Umfrage der Evangelischen Bank. Ihr Fazit: In der Pflegewirtschaft rollt eine Investitionswelle an. „Allein aufgrund der demografischen Entwicklung erwarten wir im deutschen Pflegemarkt intensives Wachstum“, bilanziert Vorstandsmitglied Christian Ferchland die Ergebnisse der Studie.
Schließlich wird die Zahl der Pflegebedürftigen von derzeit 3,4 Millionen bis 2060 auf 4,8 Millionen steigen. Allerdings, so mahnt der Banker, werden „in Zukunft nicht nur mehr Pflegeheime gebraucht, sondern vor allem auch neue Immobilien- und Betreiberkonzepte“.
Ende 2017 gab es in Deutschland rund 14 480 Pflegeheime und 14 050 ambulante Dienste. Der Anteil privater Anbieter, die kommunalen Einrichtungen und denen der Wohlfahrtsverbände Konkurrenz machen, ist dabei stark gestiegen.
Laut Studie plant knapp die Hälfte der 300 befragten Geschäftsführer und Leiter in den kommenden beiden Jahren Sanierungen, Modernisierungen sowie Um-, Aus- oder Neubauten. Weitere elf Prozent ziehen entsprechende Schritte in Erwägung. 21 Prozent wollen ihre Bettenkapazität erweitern, 7 Prozent denken zumindest darüber nach. Laut Gesundheitsministerium erfordert ein neuer Heimplatz Investitionen von rund 120 000 Euro.
Doch die Genossenschaftsbank warnt vor Euphorie. Keinesfalls dürfe es um Wachstum um jeden Preis gehen. Vielmehr sei es wichtig, den aktuellen und künftigen Bedarf vor Ort im Blick zu haben: Zum Beispiel müssten im Umkreis genügend Fachkräfte zur Verfügung stehen.
Auch die möglichen Veränderungen in der Pflege müssten berücksichtigt werden, mahnen die Banker. So dringt der Gesetzgeber eindeutig auf eine Stärkung der ambulanten Pflege. Alte Menschen sollen durch bessere Pflegeberatung, Stadtteilentwicklung oder technische Hilfsmittel in die Lage versetzt werden, länger in den eigenen vier Wänden zu leben. Ein Viertel der befragten Heimleiter hat darauf schon reagiert: Zu jeweils über 70 Prozent bietet diese Gruppe nun betreutes Wohnen, ambulante Pflege oder teilstationäre Plätze und Tagesbetreuung an. 20 Prozent der Befragten planen einen Ausbau in diese Richtung.
83 Prozent der Heimleiter und Geschäftsführer rechnen zudem damit, dass neue Pflegeheime künftig mit flexiblen Grundrissen und flexiblen Nutzungsmöglichkeiten gebaut werden müssen. Es könnte schließlich sein, dass die heute von den Bundesländern geforderten kostenintensiven Einzelzimmer in Zukunft in günstigere Doppelzimmer umgewandelt werden müssen, erläutert Christian Schwarzrock von der Evangelischen Bank.
CHRISTOPH ARENS