„Qualität zu erkennen, ist schwierig“

von Redaktion

5 FRAGEN AN

Stefan Etgeton arbeitet als Experte für Pflege und Gesundheit für die Bertelsmann-Stiftung. Wir haben mit ihm gesprochen.

Herr Etgeton, was ist bei der Suche nach einem Pflegeheim wichtig?

Man sollte sich die in Frage kommenden Heime auf jeden Fall persönlich ansehen. Darüber hinaus spielt die Entfernung zu den Angehörigen meist eine wichtige Rolle. Zudem gibt es oft spezielle Bedürfnisse, auf die man achten muss, zum Beispiel wenn der Pflegebedürftige an Demenz leidet. Auch alltägliche Fragen sind wichtig. Kann ich mich zum Beispiel beim Kochen beteiligen? Darf ich mein Haustier mitnehmen? Und natürlich kommt es auf die Qualität der Pflege an.

Woran erkennt man Pflege-Qualität?

Das ist auf den ersten Blick schwierig. Die pauschalen Pflegenoten sind wenig aussagekräftig. Man müsste sich schon die einzelnen Detailbeurteilungen genau ansehen. Mit der geplanten Umstellung des Noten-Systems wird sich das hoffentlich bessern. Vor 2020 ist damit aber nicht zu rechnen.

Hat man denn tatsächlich die freie Auswahl zwischen den Heimen, oder muss man eher froh sein, einen Platz zu finden?

In Regionen, in denen es wenige Einrichtungen oder eine hohe Auslastung gibt, ist die Auswahl tatsächlich nicht so üppig. Und insbesondere zur Kurzzeitpflege muss man in manchen Gegenden froh sein, wenn man überhaupt einen Platz findet.

Was kann man also tun, wenn man als Angehöriger mit einem Heim unzufrieden ist?

Das Heim zu wechseln ist oft eine sehr theoretische Option. Wenn sich der oder die Angehörige einmal eingelebt hat, und es dort zumindest halbwegs erträglich findet, wird es sehr schwer sein, sie oder ihn wieder zu „verpflanzen“. Wenn die Zustände unerträglich sind, sollte man es aber trotzdem tun. Denn es gibt durchaus Unterschiede zwischen den Häusern. Man muss schlechte Pflege nicht akzeptieren. Zudem sollte man es den Aufsichtsbehörden melden, also der örtlichen Heimaufsicht oder dem Medizinischen Dienst der Pflegekassen.

Immer mehr Betroffene klagen zudem, dass die Eigenanteile an den Heimkosten steigen. Woran liegt das?

Zum einen haben die Heime höhere Personalkosten, weil die Fachkräfte besser bezahlt werden. Das ist eine gewollte Entwicklung. Es gibt allerdings auch Träger, die Rendite im zweistelligen Prozentbereich erwarten. Da darf man schon die Frage stellen, ob das legitim ist.

Interview: Sebastian Horsch

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