Demmin – Lange war der politische Aschermittwoch ein niederbayerisches Phänomen. Inzwischen finden im ganzen Land Veranstaltungen statt – mit ähnlich viel Wucht wie in Bayern: Während Grünen-Chef Robert Habeck gestern von Biberach (Baden-Württemberg) aus CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer aufforderte, sich für ihren Karnevalsscherz über Toiletten für intergeschlechtliche Menschen zu entschuldigen, setzte AKK in Demmin (Mecklenburg-Vorpommern) zum Gegenangriff an.
Über vieles habe sie nur den Kopf schütteln können, sagte sie. „Wenn wir da so verkrampfen, wie wir es in den letzten Tagen getan haben, dann geht ein Stück Tradition und Kultur in Deutschland kaputt und das sollten wir nicht zulassen.“ Die Dinge seien hochgepuscht worden.
Kramp-Karrenbauer hatte mit einer Fastnachtsrede in Stockach Empörung hervorgerufen. Zur Einführung von Toiletten für das dritte Geschlecht hatte sie gesagt: „Das ist für die Männer, die noch nicht wissen, ob sie noch stehen dürfen beim Pinkeln oder schon sitzen müssen.“
Die CDU-Chefin kritisierte auch die Debatte, ob Kinder als Indianer oder Scheichs verkleidet Karneval feiern dürfen, nachdem diese Kostüme in einer Hamburger Kita für unerwünscht erklärt worden waren. „Das ist doch alles ein Wahnsinn, was wir hier erleben.“ Für die CDU gelte: „Jeder soll nach seiner Facon glücklich werden.“ Niemandem werde vorgeschrieben, wie er zu leben habe. Man freue sich über Vegetarier und Veganer, „aber wir machen auch nicht aus denen, die beim Fleisch bleiben, die größten Verbrecher, die wir in diesem Land haben. Das Maß stimmt nicht mehr.“
Es sei „etwas ganz Wunderbares in unserem Land“, dass man im Karneval „nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen muss“. Nach dem Fall der Berliner Mauer 1989 seien die Deutschen das glücklichste Volk der Welt gewesen. „Heute habe ich das Gefühl, wir sind das verkrampfteste Volk, das überhaupt je auf der Welt rumläuft. Das kann doch so nicht weitergehen.“ dpa