Die Ursache für den Absturz der Boeing 737 Max 8 südöstlich von Addis Abeba ist weiter unklar. Alle 157 Passagiere starben. Die Flugschreiber würden nun zur Auswertung ins Ausland geschickt, sagte Tewolde GebreMariam, Chef der betroffenen Ethiopian Airlines. Die Unsicherheit, ob die Max 8-Reihe womöglich einen systematischen Mangel hat, hat für Boeing schmerzliche Folgen. Quasi im Dominoeffekt erließen viele Länder Flugverbote. Nach China und Indonesien, die schon am Montag reagierten, folgten gestern Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Österreich, Italien, die Niederlande, Irland, Malaysia, Singapur, Australien und der Oman. Auch lassen viele Airlines den Flieger am Boden. Allein in China sind rund 100 Maschinen betroffen. Am Abend folgte dann ein Komplettflugverbot für die EU durch die europäische Luftfahrtbehörde EASA.
Die US-Luftfahrtbehörde verhängte kein Flugverbot. In den USA sind 74 der Maschinen im Einsatz. Die Boeing 737 ist das erfolgreichste Modell des US-Flugzeugbauers. (siehe Artikel unten). Die Baureihe Max 8 steht nun allerdings im Fokus, denn das Unglück in Äthiopien ist das zweite in kurzer Zeit. Vergangenen Oktober stürzte ein Flieger desselben Typs auf dem Weg nach Jakarta ins Meer. Alle 189 Insassen starben.
Experten vermuten ein Softwareproblem. In der Reihe Max 8 sorgt ein Sensor automatisch dafür, dass die Maschine die Nase nicht zu hoch nimmt. Das könnte dafür gesorgt haben, dass die Piloten die Kontrolle verloren. Gesichert ist das bisher aber nicht. Piloten könnten den Mechanismus zudem per Knopfdruck einfach deaktivieren, sagte ein Luftfahrtexperte. Eine mangelhafte Schulung der Piloten bezüglich der Software steht ebenfalls als Ursache im Raum.
Auf den Münchner Flughafen hat das Flugverbot kaum Auswirkungen. Nur drei Airlines fliegen den Flughafen mit einer 737 Max 8 an. So startet die skandinavische Billiglinie Norwegian Airlines zwei Mal wöchentlich Richtung Oslo und Stockholm. Die russische Globus Airline startet einmal in der Woche nach Moskau, die Iceland Airline hatte im März einen Start aus München geplant. „Ob bestimmte Flugzeuge bei uns landen dürfen oder nicht, können wir nicht bestimmen“, sagte ein Flughafensprecher. Das entscheide das Luftfahrt-Bundesamt.
Der Flughafen München ist der einzige bayerische Flughafen, der die Boeing fest im Plan hat. Auch Stuttgart hat keine Starts mit einer Boeing 737 Max 8. Die Lufthansa hat sich im Jahr 2016 von der letzten Boeing 737 verabschiedet. Das teilte das Unternehmen auf Nachfrage mit. In München habe man lediglich Airbus-Modelle am Start.
US-Präsident Donald Trump hat sich gestern gegen den Einsatz von zu viel Computertechnologie ausgesprochen. „Flugzeuge werden viel zu kompliziert zum Fliegen“, twitterte Trump. Statt immer einen Schritt weiter zu gehen, solle man sich auf alte und simple Verfahren besinnen. „Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich will keinen Albert Einstein als meinen Piloten. Ich will großartige Flugprofis, die einfach und schnell die Kontrolle über ein Flugzeug übernehmen dürfen.“ Boeing erwähnte er nicht.