5 FRAGEN AN
Thomas Holz, 43, ist Bürgermeister von Kochel am See. In seiner Gemeinde liegt der Walchensee, zu dem im Sommer täglich tausende Besucher strömen. Wir haben mit dem CSU-Politiker über die Belastung für Bürger und Maßnahmen gesprochen.
Herr Holz, wie sieht ein Sommer-Wochenende am Walchensee aus?
Morgens um zehn Uhr geht es los, auf den umliegenden Straßen kann man nur Schritttempo fahren – im Ort beginnt dann das wahre Chaos. Da wird wild geparkt, in Nebenstraßen, im Halteverbot – Hauptsache ein Parkplatz. Sobald alle einen ergattert haben, wird am See um die besten Plätze gekämpft. Dann ist es auch schon wieder Nachmittag und die Ersten fahren heim. Bei der Rückfahrt geht das Ganze dann von vorne los.
Welche Probleme entstehen für die Gemeinde?
Wir freuen uns über den Tourismus. Dennoch haben wir bei den Tagesausflüglern langsam eine Kapazitätsgrenze erreicht. Für die Bürger ist an diesen Tagen kein geregeltes Leben möglich. Die Leute parken in Feuerwehrzufahrten und im Parkverbot, nehmen keine Rücksicht auf Rettungswege. Die wilden Camper ignorieren das Nachtparkverbot am Walchensee und machen Lagerfeuer. Das ist in trockenen Sommern wirklich gefährlich.
Kommen die Beamten noch hinterher mit dem Strafzettel-Verteilen?
Nein. Das nimmt Ausmaße an, die kann man sich nicht vorstellen. Die Gebühr für Falschparker ist so niedrig, das nehmen die Leute gerne in Kauf. Manche kommen zu viert und teilen die Strafe auf. Das kommt sie billiger, als in München zu parken und die Bahn zu nehmen.
Wer Venedig sehen will, muss bald Eintritt zahlen. Wäre das nicht was für den Walchensee?
Das ist bei uns nicht so umsetzbar wie in Venedig. Ich habe aber Verständnis für die Maßnahme. Vielleicht sollte man über eine Art Tages-Kurkarte nachdenken, mit der man bestimmte Vergünstigungen erhält. Mit den Einnahmen könnten wir Maßnahmen für die Regeneration der Natur durchführen und die Infrastruktur rund um den See gezielt anpassen, was ebenfalls dem Erhalt der einzigartigen Landschaft dient.
Was muss sich ändern?
Menschen müssen sich an Regeln halten. Um das zu überprüfen, brauchen wir mehr Personal. Zudem fordern wir, dass der ÖPNV zuverlässiger und billiger wird. Ich kann schlecht sagen: Fahrt mit der Bahn, wenn die nie kommt und teuer ist. Wenn sich da was ändert, wird das Auto vielleicht eher mal stehen gelassen.
Interview: Natascha Berger